Manfrotto 410 Getriebeneiger – Praxis-Test, Review, Erfahrungen
Nachdem mir bei meinem Kugelkopf langsam aber sicher das letzte Quäntchen Präzision fehlte, musste ein Nachfolger her. Entschieden habe ich mich für den Manfrotto 410. Falls du noch ein paar allgemein Infos zu Stativköpfen brauch, empfehle ich dir den verlinkten Artikel.
Warum der Manfrotto 410 Getriebeneiger?
Der große Vorteil eines Getriebeneigers ist, dass man jede Achse auf den Millimeter genau einstellen kann. Dafür muss man eben etwas mehr Gefummel beim Ausrichten der Kamera in Kauf nehmen. Für Actionaufnahmen ist so ein Teil also nicht geeignet, aber das war auch nicht der Plan.
Der Getriebeneiger verfügt für jede Achse über einen eigenen Einstellknopf. Durch Drehen bewegt sich der Kopf langsam und präzise auf der jeweiligen Achse vor oder zurück (je nach Drehrichtung). So lässt sich die Kamera viel präziser ausrichten, als es mit anderen Stativköpfen möglich wäre.
Die Auswahl an Getriebeneigern ist leider recht begrenzt. Es gibt sicher noch einige exotische Modelle, an die man aber wahrscheinlich nicht so einfach rankommt. Daher bleiben einem im Grunde nur verschiedene Modelle von Manfrotto zur Auswahl:
Den XPRO gab es damals noch nicht. Ob ich ihn wirklich kaufen würde, weiß ich nicht. Er ist nicht aus Aluminium, sondern einem Polymerkunststoff, wobei ich davon ausgehe, dass die Getriebe aus Metall sind. Die Tragkraft ist bei Manfrotto mit 4,5 Kilogramm angegeben, was durchaus in Ordnung ist (eine 6D mit 70-200 f/2,8 wiegt etwas 2,5 kg).
Der 410 trägt 5 Kilogramm Gewicht und ist aus Aluminium gefertigt. Der Unterschied zu den anderen Modellen ist im wesentlichen die Tragkraft ( 7,5 kg beim 405 und 10 kg beim 400). Also kein Grund einen der “größeren” Köpfe zu kaufen, wenn du nicht ein richtig fettes Teleobjektiv darauf montieren willst.
Aufbau und Zubehör das Manfrotto 410 Getriebeneigers
Geliefert wird der Manfrotto 410 zusammen mit einer Manfrotto eigenen Schnellwechselplatte. Die dazu passende Fassung ist fest mit dem Stativkopf verbunden und lässt sich nicht wechseln. Einzige Möglichkeit wäre hier einen neuen Adapter auf die Kupplungsplatte zu montieren, wirklich elegant ist diese Lösung aber nicht.
Allerdings muss ich sagen, dass mir die Manfrottolösung deutlich besser gefällt, als die ganzen Arca-Swiss kompatiblen Ableger, die es so gibt. Die Kamera lässt sich nämlich spielend leicht “einklicken”, problemlos mit einer Hand wieder lösen und das ohne, dass man das Gerät mal eben versehentlich lösen könnte. So lange man nicht noch weiteres Stativzubehör verwendet ist der fehlende Standard kein Thema.
Einzig die kleine Feder, die im Hebel zum Lösen der Platte verbaut ist macht mir ein wenig Sorgen, ob die über die Zeit auch hält, was der ansonsten sehr massive Kopf verspricht. Bisher kann ich allerdings nicht klagen und habe mir deshalb auch gleich noch zwei weitere Platten bestellt, damit ich die eine nicht immer an- und abschrauben muss.
Der Kopf hat insgesamt drei Stellschrauben, für jede Achse einen, diese lassen sich durch Drehen sehr präzise verstellen. Manchmal braucht es etwas Anlauf bis sich etwas bewegt, ansonsten funktioniert das ziemlich gut, auch wenn man schon etwas Kraft aufwenden muss. Um größere Wege zurücklegen zu können, lassen sich die Schrauben entriegeln und die Achse schnell verstellen. Danach muss man erst mal wieder etwas drehen, damit die Schraube wieder einrastet.
An jeder Achse ist außerdem eine Gradskala aufgeklebt, was besonders beim Umklappen für Hochformataufnahmen ganz nützlich ist. Eine gravierte Skala wäre natürlich der Hammer, aber man kann nicht alles haben zu dem recht günstigen Preis.
Sehr nützlich ist auch die kleine Libelle, die obendrauf sitzt, um die Kamera gerade auszurichten. Eine für jede Achse gibt es leider nicht aber mit etwas Übung kommt man auch damit gut klar.
Nicht unterschätzen sollte man das Gewicht, das der Stativkopf auf die Waage bringt. Mit 1,2 Kilo ist er kein Leichtgewicht. Die Masse muss bei der maximalen Tragkraft des Stativs berücksichtigt werden. Außerdem sollte man bedenken, dass der Getriebeneiger mit seinem Gewicht den Aufbau recht kopflastig macht. Das macht sich besonders beim Transport des Stativs mit aufgeschraubtem Kopf bemerkbar. Besonders leichte Carbonstative muss man dann schon ziemlich nah an der Basis anfassen, damit sich das Ganze ausbalanciert tragen lässt.
Im Vergleich zu einem Kugelkopf ist der 410 Junior auch merklich größer.
Fazit zum Manfrotto 410 Junior
Alles in allem bekommt man mit dem Manfrotto 410 Getriebeneiger ein solides Arbeitsgerät, das zwar hin und wieder mal etwas hakt und sicherlich auch kein Leichtgewicht ist, dafür ein hohes Maß an Präzision mitbringt.
Dass im Gegenzug einiges an Flexibilität einbüßt, muss ich eigentlich nicht extra erwähnen. Am Ende ist es auch ein Stück weit eine Frage des Geschmacks. Mir kommt diese Entschleunigung jedenfalls sehr entgegen. Bei Landschaftsaufnahmen, egal ob HDR oder Langzeitbelichtungen mit Graufilter, der Getriebeneiger macht mir hier richtig Spaß. Wenn ich mit Makroobjektiv und besonders mit Makroschlitten fotografiere, wäre mir ein Kugelkopf vielleicht lieber. Finetuning geht dann auch über den Schlitten.
Da die Preise immer wieder etwas schwanken habe ich hier absichtlich keinen genannt, den aktuellen Preis könnt ihr euch einfach bei Amazon anschauen.