Canon EF 100mm f/2.8 L IS Macro USM Test

In diesem Testbericht schauen wir uns einmal das Canon EF 100mm f/2.8 L IS Macro USM (was ein Name…) genauer an. Irgendwie habe ich diesen Bericht immer vernachlässigt. Dabei benutze ich dieses Objektiv schon eine ganze Weile.

Obwohl man meinen könnte, dass es als Makro-Objektiv eher eine etwas speziellere Linse ist, ist das Objektiv für mich eine richtige “Brot und Butter-Linse”, also ein Arbeitstier. Ich muss auch ehrlich sagen, bisher habe ich gar nicht so viele Makroaufnahmen damit gemacht. Dafür mache ich damit oft Produktfotos, viele Bilder aus den Testberichten und Tutorials hier wurden auch damit fotografert.

Aber auch Fotos für Kunden oder Ebay und das ein oder andere Portrait habe ich damit schon geschossen, obwohl das ja so gar nicht mein Ding ist. Aber wenn es schon sein muss, dann mit dem Canon 100mm Macro.

Canon 100mm Macro L Objektiv

Da ich ein Makro-Objektiv mit Bildstabilisator wollte, damit ich nicht für jede Kleinigkeit ein Stativ aufstellen muss, fiel die Entscheidungsfindung aus. Da es neben dem 100mm Macro von Canon nur noch ein Sigma gab, das ich aufgrund der Serienstreuung bei den damaligen Sigma-Objektiven nicht wollte. Mittlerweile gibt es tatsächlich ein paar mehr Linsen im Bereich um 100mm zur Auswahl, für aktuelle Preise, einfach den Links folgen:

Einen optischen Vergleich zum “kleinen Bruder” ohne Bildstabilisator habe ich leider nicht. Die Unterschiede auf dem Papier, neben dem fehlenden Bildstabilisator, sind der Spritzwasserschutz, eine etwas rundere Blende für ein schöneres Bokeh (im L neun statt acht Lamellen) und etwas größere Abmessungen beim L.

Obwohl im L deutlich mehr Glas verbaut wurde (15 Linsen in 12 Gruppen, beim nicht-L 12 Linsen in 8 Gruppen), wiegt es nur 25 Gramm mehr. Den etwas besseren Autofokus kann man bei einem Makroobjektiv vernachlässigen.

Haptik

Wie man es von Canons L-Objektiven gewohnt ist, fühlt sich auch das 100mm f/2.8 Macro verdammt gut an. Es ist kein Leichtgewicht, mein Eindruck ist aber, dass es schwerer aussieht als es dann tatsächlich ist. Möglicherweise ist die Größe dem langen Fokusweg geschuldet, den ein Makro-Objektiv eben braucht um im Nahbereich entsprechend präzise fokussieren zu können. Das vergleichsweise geringe Gewicht hängt aber auch daran, dass der Objektivtubus aus Kunststoff und nicht aus Metall, wie L-Objektiven üblich, besteht. Auch wenn mir Metall lieber wäre, kann ich trotzdem damit leben und das geringere Gewicht ist auch nicht zu verachten.

Ansonsten macht es, wie erwartet, einen sehr wertigen Eindruck. Die Schalter bieten einen sehr guten Widerstand. Die Gegenlichtblende ist wie gewohnt aus Kunststoff und mit einer Art Filz ausgekleidet, der das Streulicht schlucken soll. Unter dem Aspekt finde ich das auch besser als etwa die Riffelung der Innenseite, wie man sie bei Sigma und Tamron findet. Allerdings ist der Filz etwas anfälliger für Schmutz und nutzt sich mit der Zeit auch etwas ab, aber alles kein Beinbruch. Die Gegenlichtblende ist übrigens recht groß, das hatte ich so nicht erwartet. Wenn man das Objektiv beispielsweise mit Zwischenringen verwendet, muss man sie unter Umständen auch mal abnehmen, da man doch sehr nah ans Motiv herankommt.

Auch bei schreckhaften Motiven, kann es hilfreich sein auf den Gegenlichtschutz zu verzichten.

Ein Filtergewinde ist natürlich vorhanden und hat einen Durchmesser von 67mm. Bei Makrofotos erscheint mir der Einsatz von Filtern, die das Motiv abdunkeln (Polfilter oder Graufilter) nicht wirklich sinnig. Für Nahlinsen hingegen braucht man das Filtergewinde auch.

Zubehör

Neben der Gegenlichtblende, die nur bei L-Objektiven von Canon standardmäßig mitgeliefert wird, gibt es noch einen Aufbewahrungsbeutel dazu. Der mag ja vielleicht ganz nett anzuschauen sein, wirklich brauchen kann ich das Teil allerdings nicht. Meine Objektive haben alle ihren Platz im Fotokoffer, da fummele ich nicht jedes Mal die Linse noch aus dem Beutel raus…

Optional gibt es noch eine Stativschelle zu kaufen, von der ich noch nicht so ganz überzeugt bin. So wirklich sinnvoll wird die erst wenn die Konstruktion auf dem Stativ zu kopflastig wird, wenn ich aber meine 7D da dranhänge liegt der Schwerpunkt eindeutig auf Seiten der Kamera, insofern verzichte ich auf die Schelle. Bei einer leichteren Kamera hingegen, kann die Schelle durchaus sinnvoll sein, das solltet ihr ausprobieren. Wenn ihr euch eine zulegt, solltet ihr nach einem Nachbau schauen, wie ich oben verlinkt habe, das Canon Originalteil ist definitiv überteuert.

Makroaufnahme mit dem Canon 100mm Macro L
1/60 Sek. bei f/8 und ISO 400

Manueller Fokus

Auch wenn ich generell bei einem Objektiv-Test immer auf diesen Punkt eingehe, ist er im Fall eines Makro-Objektivs besonders wichtig. Denn auch wenn das Canon 100mm Macro auch einen super Autofokus hat (dazu gleich) ist in der Makrofotografie manuelles Fokussieren sehr wichtig und oft auch die bessere Wahl.

Der Fokusring ist schön breit, geriffelt und gummiert. Dazu bietet er einen sehr angenehmen Widerstand beim Drehen, auch wenn es, was ich auch immer wieder sage, nicht an das Canon 70-200mm f/4 L oder die f/2.8 Version heranreicht. Da wir es mit einem Makro-Objektiv, also einer Linse für den Nahbereich zu tun haben, hat das Objektiv im unteren Bereich einen extra langen Fokusweg, was beim genauen Fokussieren sehr hilft. Auf der Fokusanzeige ist dazu passend auch immer der Abbildungsmaßstab eingetragen.

Autofokus

Dieser lange Weg hat allerdings auch zur Folge, dass der Autofokus eine größere Strecke zurücklegen muss und entsprechend länger zum Scharfstellen braucht. Um dem etwas entgegenzuwirken gibt es einen extra Schalter, der den Fokusbereich limitiert.

Entweder von 0,3cm bis 0,5cm oder von 0,5cm bis unendlich. Dieses Limit lässt sich natürlich auch abschalten. Ansonsten ist der AF sehr flott und leise, wie man es von einem Canon Ultraschallmotor gewohnt ist. Im richtig nahen Nahbereich dauert es oft etwas länger, aber, wie gesagt, da sollte man wirklich besser manuell scharfstellen.

canon-ef-100mm-2.8-l-is-macro-usm-schalter

Bildstabilisator

Der verbaute “Image Stabilizer” gehört zur neuesten Generation bei Canon. Ist der Stabilisator aktiviert macht er sich durch ein leises Summen bemerkbar, was mich persönlich aber nicht stört. Viel wichtiger ist die Stabilisierung, Canon verspricht hier im absoluten Nahbereich bis zu einer Blendenstufe, bei 0,5facher Vergrößerung bis zu drei und bis vier Blendenstufen bei normalen Aufnahmen. Ich habe das jetzt nicht exzessiv getestet, kann aber sagen, dass ich problemlos Aufnahmen bei 1/20 oder 1/30 Sekunde im Nah- oder halbnahen Bereich gemacht habe, die absolut scharf geworden sind und ich bin jetzt wirklich keiner, der sich durch eine extrem ruhige Hand auszeichnet. Insofern ist das Teil echt gut.

Abbildungsleistung

Tja, was soll ich dazu jetzt sagen? Das Objektiv bildet wirklich verdammt scharf ab und lässt in der Hinsicht wirklich keine Wünsche offen. Auch im Gegenlicht schlägt es sich sehr gut, sowohl was Schärfe angeht, als auch im Hinblick auf Lensflares, Farbsäume oder Ähnliches. Man sieht in Lightroom auch schön, beim aktivieren des Korrekturprofiles, dass nur ganz minimale Änderungen vorgenommen werden.

Ausschnitt eines Testfotos mit dem Canon 100mm Macro L
fast 100% Crop, EOS 7D 1/1000 Sek. bei f/8 und ISO 800

Das Bokeh empfinde ich ebenfalls als angenehm ruhig. Die Schärfe verläuft sehr gleichmäßig. Obwohl das Objektiv “nur” eine Offenblende von f/2.8 bietet kann man damit schon sehr gut freistellen. Gerade an einer Kamera mit Kleinbildsensor (“Vollformat”) wie der EOS 6D, muss man schnell auch mal etwas abblenden. Für den Makrobereich ist die Lichtstärke auch nur bedingt wichtig, da ohnehin abgeblendet wird. Wer keine Makrofunktion braucht, kann auch mal nach dem “normalen” Canon EF 100mm f/2.0 USM schauen, das ist lichtstärker und günstiger, allerdings ohne IS.

Bokeh und Schärfeverlauf des getesteten Canon 100mm Macro L
Schärfeverlauf des Canon 100mm f/2.8 L IS – EOS 6D 1/2500 Sek. f/4 bei ISO 100

Fazit

Wenn ihr ein Arbeitstier sucht, das absolute Schärfe und Komfort in Form eines Bildstabilisators bietet, dann seid ihr beim Canon EF 100mm f/2.8 L IS Macro USM vollkommen richtig. Wenn ihr erstmal nur in Sachen Makrofotografie etwas rumprobieren wollt und sonst keine Verwendung für eine solche Brennweite habt, schaut euch vielleicht lieber die oben verlinkten Alternativen oder die Canon Version ohne IS, wenn ihr darauf verzichten könnt/wollt, an, bevor ihr das doppelte für diese Linse ausgebt. Seid ihr euch dagegen sicher oder wollt das Objektiv auch für andere Aufnahmen nutzen, wie ich das auch tue, dann schlagt zu.

Einen aktuellen Preis findet ihr beispielsweise auf Amazon, wo ich mein Exemplar auch gekauft habe, ich gebe hier extra keinen an, da der doch immer mal etwas schwankt. Was haltet ihr vom Canon EF 100mm f/2.8 L IS Macro USM?

3 Gedanken zu “Canon EF 100mm f/2.8 L IS Macro USM Test”

  1. Hallo Philipp,
    da ich schon lange mit einem echten Makro geliebäugelt habe, bin ich beim recherchieren auf deinen Test gestoßen. Der Preis hat mich erst ein wenig abgehalten, mir das Canon EF 100mm f/2.8 L IS Macro USM für meine 6D zu holen. Um so mehr hat es mich gefreut, dass ich ein Gebrauchtobjektiv für etwas mehr als den halben Preis eines neuen Objektivs bekommen habe. Die Bildqualität ist toll, so fern ich es schaffe, den gewünschten Fokusbereich auch zu treffen. Da muss ich noch viel üben 😉 eigentlich dachte ich, dass ich das mit meiner langjährigen Fotoerfahrung sofort können müsste – naja, man lernt eben nie aus.

    1. Hi Petra,
      gebraucht kaufen lohnt sich grade bei teureren Objektiven oft. Und du hast Recht, den Fokus treffen im Makrobereich ist nochmal was ganz Anderes. Da hilft nur üben. Wünshc dir viel Spaß mit der Linse.

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