Testbericht Canon EF 50mm f/1,4 USM

Eine 50mm Festbrennweite oder ein “Normal-Objektiv” sollte in keiner Fototasche fehlen. Das coole an diesen Objektiven ist, dass sie sehr lichtstark und schon relativ günstig zu haben sind. Von Canon gibt es beispielsweise das EF 50mm f/1,8, das schon für um die 100 Euro zu bekommen ist, abhängig von der Ausführung (I mit Metallbajonett, II Plastikbajonett, III mit STM).

Nehmen wir jetzt noch die ganzen anderen Ausführungen von Canon plus die Dritthersteller dazu, haben wir einen ganzen Haufen zur Auswahl.

Entscheidungsfindung

Allein Canon hat schon vier 50mm Objektive im Programm, dazu kommen noch zwei weitere von Sigma. Die beiden Makros und das EF 50mm L USM und alles, was Zeiss so herstellt, können wir vernachlässigen, weil Makro wollte ich nicht und das L oder ein Zeiss sind definitiv nicht meine Preisklasse.

Blieben also:

Das f/1,8 von Canon ist mit knapp 100 Euro definitv am günstigsten und bekommt regelmäßig ein hervorragendes Preis/Leistungsverhältnis bescheinigt. Hier geht allerdings Abbildungsleistung vor Handling, folglich bleibt bei dem Preis für Benutzerfreundlichkeit und Robustheit nicht mehr viel übrig. Ich fürchtete jedenfalls, dass ich hier früher oder später einen Zweitkauf tätigen müsste.

Zum damaligen Zeitpunkt kam Sigma nach wie vor nicht in die Tüte, aufgrund der häufigen Berichte über nicht korrekt justierte Linsen. Mittlerweile könnte ich mich mit Sigma Festbrennweiten durchaus anfreunden, da die EOS 7D glücklicherweise über eine AF Feinjustierung verfügt. Nachtrag 3. Juni 2015: Die neuen  Sigma-Objektive der “Art” Serie sind allerdings eine echte Alternative mit einem ebenfalls unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis.

Die hier genannten Alternativen stammen noch vom Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels. Inzwischen gibt es eine weitaus größere Auswahl an 50mm Linsen. Aktuelle Informationen dazu finden sich im Artikel zur Frage welches Teleobjektive für Canon DSLR. Der Artikel wird auch immer wieder aktualisiert.

Blieb also nur noch das Canon EF 50mm f/1,4, welches aktuell übrigens auch mit zusätzlich zu erwerbender Gegenlichtblende günstiger zu haben ist als das Sigma.

Canon EF 50mm f/1,4 USM Objektiv mit Gegenlichtblende
Canon EF 50mm f/1,4 USM Objektiv mit Gegenlichtblende

Erster Eindruck

Selten so ein unscheinbares Kästchen gesehen, aber eine aufregende Verpackung ist hier auch nicht nötig, für gewöhnlich weiß der Käufer hier um was es geht. Das Objektiv macht einen ähnlichen Eindruck: klein, leicht, handlich. Das Äußere besteht, vom Bajonett abgesehen, aus Plastik. Verglichen mit dem Tokina AT-X 12-24mm f/4 Pro DX II, das ebenfalls aus Kunststoff besteht, wirkt es zwar nicht klapprig aber auch nicht ganz so stabil.

Die Gegenlichtblende, die optional dazugekauft werden kann, ist, wie bei Canon üblich, mit schwarzem Filz ausgekleidet, um möglichst viel Streulicht zu schlucken. Was an Objektiv und Geli fehlt sind Markierungen, wo die Gegenlichtblende am Gewinde des Objektivs zum Befestigen angesetzt werden muss. Man kann sich hier zwar an der Schrift orientieren allerdings wäre ein kleiner Punkt definitv kein großer Aufwand gewesen.

Ein Schalter zum An- und Abschalten des Autofokus sitzt, wie üblich, am Objektiv.

Ein 58mm Gewinde für die Nutzung von Schraubfiltern ist vorhanden. Dem Einsatz von Graufiltern für Langzeitbelichtungen oder Polfiltern steht also nichts im Wege.

Manueller Fokus und Autofokus

Der Fokusring ist für meinen Geschmack etwas klein, das Objektiv bietet hier allerdings auch nicht viel mehr Raum. Die Gummierung ist griffig. Manuelles Fokussieren funktioniert zwar, allerdings läuft der Ring verglichen mit dem Canon EF 70-200mm f/4 L USM etwas holprig und kratzend.

Der Mikro-USM Autofokus ist leise und relativ schnell, auch wenn er nicht an einen “echten” Ring-Ultraschallmotor rankommt. Eine Fokusnachführung ist dennoch bedingt möglich an der EOS 7D.

Was mir von Anfang an suspekt war (und auch immer mal wieder zu lesen ist) ist die Tatsache, dass der Objektiv-Tubus beim Fokussieren bis zu 0,5cm ausfährt. Deshalb sollte man immer die Gegenlichtblende aufsetzen um den ausgefahrenen Tubus vor Stößen oder Schlägen abzusichern, denn hier hat das Objektiv eindeutig einen schwachen Punkt. Genauso sollte der Fokus vor dem Verstauen immer auf unendlich stehen, damit der Tubus ganz eingefahren ist und die Geli umgekehrt aufgesetzt werden kann. Das ist zum Glück auch möglich ohne auf MF umschalten zu müssen.

Abbildungsleistung

Festbrennweiten sind ja gewissermaßen ein Synonym für hohe Abbildungsleistung, da bildet das EF 50mm f/1,4 USM keine Ausnahme. Wobei eine Offenblende von f/1,4 schon ein Extrem ist und nur mit etwas Vorsicht zu genießen. Die Schärfe-Ebene ist hier so winzig, dass schon die kleinste Bewegung diese verschiebt und so schnell der Eindruck entstehen kann das Objektiv sei nicht richtig justiert.

Bei Offenblende neigt die Linse doch etwas zu chromatischen Aberrationen und Purple Fringing, besonders bei starken Kontrasten. Abblenden auf f/2 hilft schon deutlich.

Spätestens ab f/2,8 ist die Linse über jeden Zweifel erhaben und liefert gestochen scharfe Bilder, besser geht wirklich nicht mehr. Farbwiedergabe und Bokeh gefallen mir persönlich beim 70-200mm etwas besser sind hier aber immer noch vollkommen in Ordnung für mich, auch wenn dem Sigma 50mm f/1,4 EX DG HSM ein schöneres Bokeh nachgesagt wird.

Anwedungsgebiete:

Eine 50mm Festbrennweite lässt sich in vielen Bereichen einsetzen. In Situationen mit wenig Licht ist das Objektiv Gold wert, selbst bei eher schwächlicher Bühnenbeleuchtung  erhält man noch brauchbare Verschlusszeiten.

Nahaufnahmen aller Art lassen sich wunderbar realisieren, ebenso Protraits und Produktfotos. Durch die hohe Lichtstärke kann man wunderbar mit Unschärfe spielen. Für actionreiche Aufnahmen ist es nur bedingt geeignet, da man mit einer Festbrennweite nicht ganz so flexibel ist. Die hohe Abbildungsleistung erlaubt allerdings auch Ausschnitte zu machen.

Fazit:

Als “Immerdraufobjektiv“, mit dem man einfach mal loszieht kann ich es allerdings nicht empfehlen (zumindest nicht an einem APS-C Sensor), dafür ist es mir persönlich dann doch ein klein wenig zu sehr Tele vom Bildwinkel her. An einem Kleinbild-Sensor kann man damit durchaus eine Foto-Tour bestreiten. Man ist zwar nicht ganz so flexibel, wie mit einem Zoom-Objektiv, dafür ist der Lerneffekt deutlich höher.

Wer also Lichtstärke will und auf eine solidere Verarbeitung und einen besseren AF (in Relation zum f/1,8) wert legt ist mit dieser Linse gut beraten. Da die Preise immer wieder ein wenig schwanken, schaut den aktuellen Preis am besten bei Amazon nach, dort habe ich mein Exemplar übrigens auch gekauft.

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