Goldene & blaue Stunde

Kennst du diese Momente, in denen die Natur einfach zum Greifen schön ist? So atemberaubend, dass du am liebsten sofort deine Kamera zücken würdest, um diesen Zauber einzufangen? 

Genau darum geht es in diesem Beitrag. Wir sprechen über die besten Zeitpunkte, um genau diese Stimmung einzufangen: Die goldene und die blaue Stunde – und darüber, wie wir sie bestmöglichen nutzen können.

Stell dir vor, die Sonne schaut gerade noch über den Horizont oder verschwindet langsam dahinter – das ist die erste Gelegenheit.

Die goldene Stunde ist sozusagen das Supermodel unter den Tageszeiten – sie kommt kurz nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang. Das Licht in dieser Zeit ist einfach wunderbar: warm, weich und irgendwie verträumt. Es zaubert diese unglaublichen goldenen Reflexe auf alles, was es berührt.

Wenn die Sonne dann endgültig Feierabend macht, kommt die blaue Stunde: Ein kühles, tiefes Blau breitet sich aus und taucht die Landschaft in eine ganz andere Stimmung. Die Kontraste sind fast surreal und man fühlt sich wie in einem Märchen.

Und das Beste: Sowohl Frühaufsteher als auch Langschläfer kommen auf ihre Kosten, denn beides gibt es zweimal pro Tag. Bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Wobei es natürlich schon Unterschiede gibt zwischen morgens und abends. Nach einer kühlen Nacht ist die Luft feuchter, eventuell bildet sich Nebel. Am Abend hast du größere Chancen, dass alles eher klar ist und du weit blicken kannst.

Aber genug Poesie – kommen wir zur Praxis. Ich werde dir erzählen, wie du die Zeit am besten nutzen kannst. Du weißt, sie sind kurz, aber mit ein paar Tricks kannst du das Beste daraus machen.

Die Goldene Stunde: Warmes und Sanftes Licht

Wenn die Sonne gerade auf- oder untergeht, entsteht dieser magische Moment. Das Licht ist so warm und weich, dass man glauben könnte, in einem Gemälde zu stehen.

Die goldene Stunde dauert, Überraschung, etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang. 

Warum ist das Licht zu dieser Zeit so anders? 

Nun, die Sonne steht tiefer am Himmel und ihre Strahlen durchdringen eine dickere Atmosphäre. Dadurch werden die blauen Anteile des Lichts gestreut und die warmen Gelb- und Orangetöne dominieren.

Die Farben werden kräftiger, die Kontraste stärker, da die Schatten länger werden. Das Licht streift über Gräser, Bäume und Gewässer und bringt Texturen und Details zum Vorschein, die man tagsüber so nie sehen würde. Das verleiht deinen Fotos eine traumhafte Tiefe.

Aber wie holst du das Beste aus dieser kurzen Zeitspanne?

Hier sind einige Tipps:

  1. Planung ist alles: Du willst nicht wie ein gestresster Mensch durch die Gegend hetzen, um das perfekte Bild zu erwischen. Informiere dich also über die Sonnenaufgangs- und Sonnenuntergangszeiten in deiner Region und sei rechtzeitig vor Ort.
  2. Die richtige Ausrüstung: Ein stabiles Stativ kann helfen, ist aber keine Pflicht. 
  3. Experimentiere mit den Winkeln: Das warme Licht erzeugt Schatten und Kontraste, die du für dramatische Effekte nutzen kannst. Spiele mit den Winkeln, aus denen das Licht kommt, und beobachte, wie sich die Szene verändert.
  4. Wetter und Wolken: Wolken sind kein Hindernis, sondern ein Bonus. Sie können das Licht diffus machen und eine magische Stimmung erzeugen. Ein paar Wolken am Himmel sind auch viel interessanter als eine komplett leergefegte blaue Fläche.
  5. Nutze das Raw-Format deiner Kamera. Zusätzliche Reserven in den hellen und dunklen Bereichen sind hier Gold wert, da du wahrscheinlich auch mit Gegenlicht fotografieren wirst. Außerdem kannst du den Weißabgleich nachträglich korrigieren. Auf die Automatik ist nicht immer Verlass. Ein kalibrierter Monitor für die Bildbearbeitung ist auch nicht schlecht.
Noch ein paar Wölkchen mehr, aber perferkter Zeitpunkt für die goldene Stunde

Die Blaue Stunde: Kühles und Mystisches Licht

Bist du bereit für ein bisschen magisches Blau? Denn genau das erwartet dich in der Blauen Stunde. Die beginnt, wenn die Sonne eigentlich schon untergegangen (oder eben noch nicht aufgegangen) ist, der Himmel aber noch nicht ganz in Dunkelheit getaucht ist.

Die Atmosphäre ist dann tiefblau, fast unwirklich. Die Sonne steht dann so tief, dass kein direktes Licht uns mehr erreicht. Stattdessen beleuchtet das am Himmel gestreute Licht die Szenerie vor dir.

Was bedeutet das für deine Landschaftsaufnahmen? Die blaue Stunde bringt eine einzigartige Ästhetik mit sich. Die Kontraste werden weicher, die Schatten milder und die Stimmung irgendwie geheimnisvoll.

Es gibt auch ein paar Tricks, um das Beste aus der Blauen Stunde herauszuholen:

  1. Plane im Voraus: Planung ist auch hier das A und O. Informiere dich über die Zeiten von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, um zu wissen, wann die Blaue Stunde beginnt und endet.
  2. Lass dich nicht verunsichern, für deine Augen sieht es (wahrscheinlich) aus, als wäre es schon zu dunkel, um Fotos zu machen.
  3. Ein Stativ hilft hier definitiv: Während der Blauen Stunde wird es langsam immer dunkler und die Belichtungszeiten entsprechend länger.
  4. Spiel mit dem Blau: Nutze das dominierende Blau für kreative Effekte. Kombiniere es vielleicht mit warmen Lichtquellen im Vordergrund, um einen spannenden Kontrast zu erzeugen. Zum Beispiel die Lichter in den Fenstern von Häusern oder die Straßenbeleuchtung.
  5. Experimentiere mit Langzeitbelichtungen: Während der blauen Stunde kannst du auch schöne Langzeitbelichtungen machen, um die Bewegung von Wasser oder Wolken einzufangen.
  6. Nutze den Himmel: Der Himmel spielt in dieser Phase eine wichtige Rolle. Nutze ihn als eindrucksvollen Hintergrund für deine Motive.
  7. Auch hier hat das Raw-Format unschätzbare Vorteile. Über den Weißabgleich kannst du die Farbigkeit im Bild so regeln, wie es gehört. Unterschätze auch nicht die Helligkeitsunterschiede zwischen Himmel und Landschaft.
Gut zu sehen der Verlauf von warmen Farben zum kühlen Blau zum Beginn der blauen Stunde

Bildbearbeitung für optimale Ergebnisse

Soweit, so gut.

Jetzt hast du die Gunst der Stunden genutzt und tolle Fotos gemacht. Aber der Spaß ist noch nicht vorbei – jetzt geht’s an die Bildbearbeitung, für den letzten Schliff.

Dafür gebe ich dir ein paar Tipps, die du in jedem Bildbeabeitungsprogramm umsetzen kannst.

Belichtung und Kontrast einstellen: Während der goldenen Stunde kannst du sehr gut Aufnahmen mit Gegenlicht machen. Spiel hier bewusst mit Kontrasten, sodass der Vordergrund nur als Silhouette dargestellt wird.

Farbtemperatur und Weißabgleich: Erinnerst du dich an das warme Licht der Goldenen Stunde und das kühle Blau der Blauen Stunde? Du kannst die Farbtemperatur und den Weißabgleich nachträglich anpassen, um sicherzustellen, dass die Farben so realistisch wie möglich wiedergegeben werden. Hier kannst du experimentieren, um den gewünschten Look zu erzielen – sei es ein goldener Glanz oder ein tiefes Blau. Aber aufpassen: Nicht übertreiben, sonst sieht es künstlich aus. Insbesondere wenn du mit dem Gedanken spielst deine Fotos drucken zu lassen, stell sicher, dass dein Monitor für die Bildbearbeitung vorbereitet beziehungsweise geeignet ist. Sonst erlebst du schnell dein (nicht so blaues) Wunder.

Details hervorheben: Während der goldenen und blauen Stunde werden Details oft besonders hervorgehoben. Du kannst dies in der Bildbearbeitung noch verstärken, indem du die Schärfe- und Klarheitseinstellungen etwas nachbesserst. Auch hier gilt: Mehr ist schnell zu viel, also lieber weniger. Alles klar?

Mein Tipp: Nicht alles direkt fertig machen. Schau stattdessen lieber einen Tag später nochmal mit frischem Blick drauf. Ich frage mich auch oft genug, was ich mir bei manchen Dingen eigentlich gedacht habe, wenn ich am nächsten Morgen nochmal Lightroom aufmache.

So, genug Theorie. Jetzt geh raus und versuch die beiden Lichtstimmungen einzufangen. Oder warte, schau erst zu welcher Zeit sie stattfinden und bereite alles vor. Wenn du noch kein konkretes Motiv im Kopf hast, ist das nicht schlimm. Eine grobe Idee, wohin du gehen willst, hilft auch schon. Und wenn es beim ersten Versuch nicht gleich klappt, bleib dran.

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