Der perfekte Fotorucksack? Darauf kommt’s an – meine Empfehlungen

Kennst du die Rucksack-Evolution?

Nein?

Macht nix. Um ehrlich zu sein, hab’ ich mir das auch grad ausgedacht.

Aber was ich damit meine kommt dir sicher bekannt vor.

Als ich in die Schule kam, hatte ich einen Scout-Ranzen. So ein eckiges Teil. Mit Planeten und Space-Shuttles drauf. Richtig cool.

Anschließend, in der fünften Klasse, dann einen 4You Rucksack/Ranzen und ein, zwei Jahre später einen ganz normalen Rucksack.

Kommt dir bekannt vor?

Dacht ich mir schon.

Die “Evolution” läuft hier eher rückwärts. Während diese Scoutdinger richtige kleine Wunderwerke sind mit Reflektoren, ergonomischer Form und Zusatzmotor für’s Treppensteigen, sind die Folgemodelle eher auf die nötigsten Funktionen beschränkt. Nämlich Zeug reinzutun und auf dem Rücken irgendwie von A nach B zu tragen.

Aber es macht einen Unterschied ob wir Bücher und Hefte oder Kamera und Objektive durch die Gegend tragen.

Schulbücher konnte man einfach in die Ecke werfen.

Mit deinem Fotozeug solltest du das besser nicht tun.

Immerhin sind in so einem Objektiv beispielsweise mehrere Linsen verbaut, die exakt aufeinander abgestimmt sind, damit am Ende ein scharfes Bild auf dem Sensor landet. Da sollte man schon versuchen unnötige Erschütterungen zu vermeiden.

Daher ist ein spezialisierter Transportbehälter empfehlenswert.

Siehst du bestimmt auch so.

Sonst würdest du den Artikel wohl nicht lesen 😉

Drei Fotorucksäcke
Meine Sammlung an Fotorucksäcken und Taschen. Rechts der große Tamrac Expedition mit viel Platz und super Tragekomfort. Links daneben der Kata 3N1 für Tagesausflüge mit leichtem Gepäck und vorne der Tamrac Velocity, der gar kein Rucksack ist und nur für mal eben schnell von A nach B tragen genutzt wird.

Fotorucksack oder Fototasche?

Das Problem bei Taschen ist, dass das Gewicht deiner Ausrüstung nicht verteilt wird. Es liegt immer alles auf einer Schulter. Und das ist nicht nur anstrengend, sondern auch ungesund. Zumindest wenn du dein Zeug längere Strecken tragen musst.

Falls du deine Ausrüstung nur vom Auto ins Studio oder zur Location tragen musst, ist eine Tasche sicher eine erwägenswerte Alternative.

Ich bevorzuge aber definitiv Rucksäcke. Gerade weil ich eben viel mit meinem Fotozeug herumlaufe.

Fototaschen taugen eigentlich nur, wenn du nicht mehr mitnehmen willst als Kamera und Objektiv. Vielleicht noch ein zweiter Akku und eine Ersatzspeicherkarte. Aber mehr auf keinen Fall.

Was sollte ein guter Fotorucksack mitbringen?

Schauen wir zuerst mal in Sachen Tragekomfort nach. Die Träger sollte nicht zu schmal, verstellbar und gepolstert sein.

Genauso der Teil, der auf deinem Rücken aufliegt. Hier sollten außerdem Aussparungen drin sein, die Luftzirkulation ermöglichen. Dann schwitzt man nicht ganz so schnell. Entsprechend atmungsaktiv sollten diese Bereiche sein.

Neben den normalen Trägern ist ein Hüftgurt zur Verteilung des Gewichts extrem hilfreich. Dann sitzt ein großer Teil der Ausrüstung nicht mehr auf den Schultern, sondern auf dem Becken auf. Das ist mega angenehm. Größere Rucksäcke haben außerdem einen zweiten Gurt, der etwas oberhalb der Brust zugemacht werden kann. Auch das nimmt Gewicht von den Schultern und macht das Tragen angenehmer.

Polsterung eines Fotorucksacks
Rücken und Träger sind hier richtig dick gepolstert. Außerdem gut zu erkennen: Die “Lüftung” für den Rücken

Welches Material sollte ein Fotorucksack haben?

Da kommt es ein wenig auf deine Vorlieben an. Für gewöhnlich bestehen Fotorucksäcke nicht aus saugfähigen Materialien. Von daher ist eine gewisse Wasserbeständigkeit schon gegeben und die Ausrüstung übersteht einen kleinen, unerwarteten Schauer problemlos und trocken.

Bist du jemand, der bei Wind und Wetter unterwegs ist und auch mal länger durch den Regen marschierst, solltest du ein wenig mehr auf Wasserbeständigkeit achten. Folgende Dinge sind dann wichtig:

Manche Rucksäcke bestehen auf wasserdichtem Material, bei anderen ist ein Überzug dabei. Ich habe beides. Solche Regencover sind ganz ok, wenn auch nicht perfekt. Das Drüberziehen kann bei Wind schon etwas fummelig sein. Es setzen, meiner Meinung nach, aber aktuell viele Hersteller auf diese Lösung.

Fotorucksack mit Regencover
So sieht die wasserfeste Variante dann aus.

Außerdem sollten die Reißverschlüsse vor Wasser geschützt sein. Denn wenn Wasser eindringen kann, dann dort. Meist sind Laschen am Rucksack vernäht, die über die Reißverschlüsse drüber hängen. Das reicht im Grunde. Der Regen läuft da einfach drüber und tropft nach unten ab. Der Verschluss selbst bekommt nichts davon ab.

Es gibt auch Rucksäcke mit gummierten Reißverschlüssen. Auch das taugt.

Reißverschlüsse eines Fotorucksacks
Die großen Reißverschlüsse sind mit einer Lasche geschützt. Darunter befindet sich ein kleineres Fach dessen Reißverschluss gummiert ist.

Worauf kommt es beim Innenmaterial eines Fotorucksacks an?

Der Innenraum sollte auf jeden Fall gepolstert und vor allem unterteilbar sein. Meist sind das kleine Wandteile, die man mit Klettverschluss so positionieren kann, dass Kamera und Objektive wenig Spiel haben und fest in ihrem Fach halten.

Wichtig: Nicht nur die “Raumteiler” weich sein. Auch die Außenhülle sollte eine Polsterung haben.

Ganz nett ist übrigens, wenn das Innenleben nicht gerade schwarz ist. Die ganzen Kleinteile, die immer abfallen oder sonst wie im Rucksack rumfliegen, sieht man auf einem helleren Untergrund viel besser beim Suchen.

Innenraum eines Fotorucksacks
Hier geht eine Menge rein. Für jedes Teil lässt sich hier ein eigenes Fach bauen. Auf der Deckelseite (rechts im Bild) sind nochmal einzelne Fächer für Kleinkram

Das Handling

Eine Sache, die man anfangs oft nicht auf dem Schirm hat. Wie gut lässt sich der Rucksack eigentlich handhaben?

Komme ich an alle Ausrüstungteile gleich ran oder muss ich erstmal die Hälfte ausräumen?

Rucksäcke, die nur oben eine Öffnung haben sind meist unpraktisch. Der Stauraum teilt sich dann in mehrere lange Schläuche. Hier kann ich zwar Zwischenböden einbauen. Will ich aber an das untere Objektiv, muss ich das darüber erst rausnehmen.

Mega nervig.

Bei größeren Rucksäcken lässt sich in der Regel die gesamte Frontfläche öffnen, sodass du überall rankommst. Der Nachteil: Du musst den Rucksack absetzen und waagerecht positionieren (sprich auf den Boden legen). Sonst fällt dein Zeug schnell mal raus. Wegen des größeren Stauvolumens geht das da nicht anders.

Etwas kleinere Modelle haben oft seitliche Öffnungen. Hier kannst du den Rucksack einfach an einer Schulter hängend vor dich ziehen und auf deine Ausrüstung zugreifen. Den Beckengurt muss man dabei meist öffnen. Geht zwar auch anders, dann hängen T-Shirt oder Jacke aber meist irgendwo anders. Auch nicht toll.

Zugriffsöffnung eines kleineren Fotorucksacks
Das Innenleben habe ich mir so zurechtgebaut, dass ich von einer Seite an alle drei Fächer rankomme. Rechts passt ein Telezoom rein, links ein normales Objektiv und in der Mitte (verdeckt durch die beiden Laschen) kann ich eine Kamera mit (oder ohne) angesetztem Objektiv verstauen.

Der Rucksack ist dann gut konzipiert, wenn er beim Vorziehen nahezu waagrecht vor dir hängt. Wie so eine Art Umhängetisch.

Wo wir grade beim Öffnen sind. Die Reißverschlüsse sollten flüssig laufen und idealerweise beim Öffnen und Schließen keinen Stoff einklemmen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass größer dimensionierte Verschlüsse (mit größeren “Zähnen”) besser laufen.

Wie groß sollte ein Fotorucksack sein?

Einen Fehler solltest du unbedingt vermeiden: Kauf keinen Rucksack in den dein ganzes Zeug reingeht. Außer du hast wirklich nur eine Kamera und ein Objektiv.

Es hilft unheimlich sich in Sachen Ausrüstung zu beschränken. Zur Packesel-Problematik gibt’s hier einen extra Artikel im Blog.

In der Regel reicht es Kamera und zwei Objektive mitzunehmen, wenn man nicht gerade etwas ganz Bestimmtes geplant hat und schon weiß was man braucht.

Falls du irgendwie in Erwägung ziehst zu fliegen und deinen Fotoausrüstung ins Handgepäck mitnehmen willst (was du unbedingt tun solltest), check mal bei den gängigen Fluglinien wie da die Größenbeschränkungen sind.

Stativ am Fotorucksack

Die nächste Frage, die du dir stellen solltest: Willst du dein Stativ am Rucksack transportieren?

Viele Fotorucksäcke bringen eine Halterung für Stative mit. Das heißt aber noch lange nicht, dass du da jedes Stativ dranhängen kannst.

Ich habe zum Beispiel ein einigermaßen großes Feisol-Stativ. Das kann ich nur an meinem großen Rucksack transportieren. Für das kleinere Modell ist es einfach zu groß und schlackert immer hin und her.

Fotorucksack mit Stativhalterung
Hier passt auch ein größeres Stativ ran. Mein Getriebeneiger ist allerdings doch etwas zu schwer und macht die Sache etwas kopflastig. Ein Kugelkopf geht aber locker.

Meine Empfehlung hier: Das Stativ inklusive Stativkopf sollte auf keinen Fall höher sein als der Rucksack. Achte außerdem darauf, dass es sich an beiden Enden befestigen lässt. Sonst wackelt das die ganze Zeit hin und her.

Übrigens: Selbst bei kleineren Touren nehme ich nicht nur Fotozeug mit. Zumindest etwas zu Trinken habe ich immer dabei. Dann packe ich meistens Handy, Autoschlüssel, vielleicht auch etwas zu Essen in den Rucksack. Diesen Platz solltest du auch mit einkalkulieren. Ich mag es, wenn ich die Fotosachen vom Rest getrennt verstauen kann. Die Trinkflasche packe ich zusätzlich in eine Plastiktüte ein. Falls doch mal was undicht sein sollte.

Noch besser ist natürlich, wenn man die Wasserflasche außen befestigen kann.

Auf viele kleine Fächer lege ich nicht allzuviel Wert. Ich habe nur einen Ersatzakku und Speicherkarten nehme ich auch nur eine zusätzliche mit. Das reicht völlig.

Meine Empfehlungen für Fotorucksäcke

Eines vorweg: Die Rucksäcke, die ich habe und benutze gibt es alle nicht mehr zu kaufen. Die Firmen wurde aufgekauft oder sonst irgendwas. Keine Ahnung ehrlich gesagt. Daher muss ich mich bei Empfehlungen auch an meine eigenen Kriterien halten und entsprechend was raussuchen.

Zumindest von meinem kleineren Rucksack habe ich das Folgemodell ausfindig machen können.

Für normale Fototouren habe ich einen Kata 3N1. Den es leider nicht mehr gibt. Aber da Manfrotto den Laden scheinbar gekauft hat, gibt es den Nachfolger jetzt unter neuem Label und heißt Manfrotto MB PL-3N1-26 Pro.

Die Träger sehen noch genauso gut gepolstert aus wie bei meinem. Der Rücken erscheint mir in Sachen Luftzirkulation etwas verbessert. Ebenso der Hüftgurt, der deutlich besser gepolstert ist. Während man meinen Rucksack “nur” an drei Stellen öffnen kann, verfügt der Nachfolger über vier Zugriffspunkte. Da kommst du wirklich an alles ran. Wenn du weißt auf welcher Seite du aufmachen musst.

Die Zugriffe sind einmal das Extrafach oben, das ich für Kleinkram und Proviant nutze. Dann an der unteren Hälfte jeweils links und rechts. Diese Zugriffe sind ideal, wenn du den Rucksack nicht abnehmen willst, sondern einfach an einer Schulter hängend nach vorne ziehst. Dann ist die Öffnung oben und es kann nichts rausfallen. Außerdem lässt sich an der Front der “Bauch” des Rucksacks jetzt ebenfalls öffnen.

Auf den Produktfotos scheint mir etwas viel Ausrüstung drauf. So voll würde ich das Teil nicht packen. Aber eine Kamera mit angesetztem Objektiv (kein Tele) plus eine weitere Linse und ein Teleobjektiv gehen locker rein.

Das reicht auch für einen Urlaub. In Kanada hatte ich auch den 3N1 dabei mit meiner EOS 6D, dem Canon 17-40mm, einem 70-200mm Teleobjektiv (damals noch das große mit f/2,8) und einer 35mm Festbrennweite. Da haben wir aber auch keine Tagestouren gemacht. Da ging das Gewicht in Ordnung.

Für extremes Wetter ist der Rucksack nur bedingt geeignet. Die Reißverschlüsse liegen leider offen. Abhilfe schafft hier nur der Regenüberzug. Dann kommt man aber nicht mehr an den Inhalt. Das musst du am Ende selbst wissen, ob du da mehr brauchst oder nicht.

Die Stativhalterung ist nur für kleine Reisestative zu gebrauchen. Was Größeres geht nicht. Ich trage mein Stativ meistens in der Hand, da es dank Carbon nicht allzu schwer ist.

Wenn du auf der Suche nach einem größeren Rucksack bist, der noch besseren Tragekomfort bietet und besser gegen Wind und Wetter geschützt ist, muss ich ehrlich sagen: Da weiß ich grade keinen. Mir ist noch keiner begegnet, der an meinen Tamrac Expedition rankommt. Mit dem bin ich über eine Woche durch die Alpen geklettert. Falls du also einen Tipp hast, lass es mich doch in den Kommentaren wissen.

1 Gedanke zu “Der perfekte Fotorucksack? Darauf kommt’s an – meine Empfehlungen”

  1. Ein grosser Rucksack, worin du die ganze Ausrüstung verstauen kannst ist ja schon toll, aber dann ist er so schwer, dass man nicht weit damit kommt.
    Ich schätze jedoch einige gut zugängliche Aussenfächer für Linsenputztuch, Pinsel, Filter, Ersatzakku, -batterien oder auch ein Heftpflaster.
    Falls nicht vorhanden nehme ich eine Bauchtasche dazu.

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