Welches (Ultra-) Weitwinkel für Canon DSLR?
Du bist also auf der Suche nach einem Weitwinkel für deine Canon Kamera? In diesem Beitrag zeige ich dir welche Objektive du dir näher anschauen solltest. Außerdem schauen wir nochmal kurz, was ein Weitwinkel eigentlich ist, worauf es ankommt und wo denn jetzt eigentlich der Unterschied zwischen Weitwinkel und Ultraweitwinkel ist. Anschließend werfen wir natürlich noch einen genaueren Blick auf die Linsen, die es so auf dem Markt aktuell gibt.
Inhaltsverzeichnis
Was war jetzt nochmal ein Weitwinkelobjektiv?
Ich fasse mich hier kurz, denn wenn du speziell nach einem Weitwinkelobjektiv suchst, dann wirst du sicher schon ungefähr wissen was das eigentlich ist.
Der Begriff “Weitwinkel” hängt mit dem Bildwinkel zusammen, den diese Objektive liefern. Der ist sehr, nun ja, weit eben und bringt entsprechend viel von deiner Umgebung auf’s Bild. Der Bildwinkel ist übrigens besser geeignet, um zu erkennen ob du ein Weitwinkel oder doch eher ein Normalobjektiv vor dir hast.
Wieso?
Der Bildwinkel verändert sich mit der Sensorgröße der Kamera. Während ein 35mm Objektiv an einer Vollformatkamera noch ein Weitwinkelobjektiv ist, wird es an einem APS-C Sensor zum Normalobjektiv.
Wenn du mit dem ein oder anderen Begriff hier grade nicht so viel anfangen kannst, dann empfehle ich dir einen kurzen Blick in meinen allgemeinen Artikel zur Frage “Welches Objektiv brauche ich wofür?” zu werfen.
Und was ist jetzt ein Ultraweitwinkel?
Je kürzer die Brennweite wird, desto weiter wird der Bildwinkel. Irgendwann spricht man dann von einem Ultraweitwinkel. Eine feste Größe, wo da die Grenze gezogen wird, ist mir ehrlich gesagt nicht bekannt. Ist also ein bisschen Auslegungssache. An einer Vollformatkamera fangen die Ultraweitwinkelobjektive für mich so bei 18mm an.
Einsatzgebiete von Weitwinkel- und Ultraweitwinkelobjektiven
Große Bildwinkel kann man oft gebrauchen. Ein klassisches Beispiel für Weitwinkelaufnahmen ist die Landschaftsfotografie. Hier kann man zwar oft auch einfach mal ein paar Schritte zurück gehen, um alles auf’s Bild zu bekommen, trotzdem sind Weitwinkel beliebt. Je kürzer die Brennweite, desto beeindruckender wirkt das Motiv. Das liegt an der Bildwirkung. Teleobjektive, also lange Brennweiten, komprimieren den Bildinhalt eher. Alles wirkt näher zusammengerückt und flacher.
Weitwinkel machen genau das Gegenteil. So wirkt die Landschaft noch weitläufiger und beeindruckender. Das funktioniert übrigens besonders gut, wenn du die Kamera sehr tief positionierst. Dadurch bekommst du noch Bereiche aus der unmittelbaren Umgebung auf’s Bild. So entsteht ein schöner Vordergrund, der die Weite noch einmal verstärkt.
Es gibt natürlich noch mehr typische Weitwinkelmotive. Architektur zum Beispiel. Hier ist es oft auch eine Frage des Platzes. Egal ob du vor einem Gebäude stehst, um ein Foto zu machen, oder im Inneren. Du wirst oft das Problem haben, dass du nicht weit genug zurückgehen kannst, damit alles auf’s Bild passt.
Womit du dich bei Architekturfotos oft rumärgern musst, sind stürzende Linien. Die entstehen, wenn du die Kamera kippst und fallen bei Gebäuden sehr deutlich auf, weil sie normalerweise gerade (Außen-) Kanten haben. Nur sind die dann nicht mehr gerade, sondern laufen im Bild scheinbar aufeinander zu.
Glücklicherweise lässt sich das in der Bildbearbeitung recht gut korrigieren. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz eines Tilt-Shift-Objektivs. Dazu weiter unten.
Wo Weitwinkelobjektive auch oft genutzt werden ist in der Astrofotografie. Klingt erstmal komisch, denn eigentlich denkt man hier an Teleskope und Dinge, die sehr, sehr, sehr weit weg.
Ist auch nicht verkehrt. Allerdings immer nur Sterne auf dem Bild haben ist auch langweilig. Deshalb kombiniert man hier auch gerne mal den nächtlichen Sternenhimmel mit der Landschaft auf der Erde. Außerdem kannst du damit ein großes Problem von Astrofotos austricksen: Die Erdrotation.
Die Erde dreht sich und kreist um die Sonne und weil es sehr dunkel sein muss, um vernünftig Sterne und Konsorten zu fotografieren, musst du mit entsprechend langen Belichtungszeiten arbeiten. Während du also dein Bild belichtest, dreht sich die Erde munter weiter und die Sterne wandern langsam aus dem Bild raus.
Dadurch werden die hellen Punkte schnell zu kleinen Strichen und das sieht einfach nur doof aus. Je größer der Bildwinkel deines Objektivs ist, desto länger kannst du belichten bevor dieser Effekt im Bild richtig sichtbar wird. Das ist auch der, meiner Meinung nach, einzige Fall, wo sich ein lichtstarkes Weitwinkelobjektiv lohnt.
Natürlich gibt es entsprechende Ausrüstung, die deine Kamera “nachführt” um die Erdbewegung auszugleichen. Dann darfst du natürlich nur den Himmel im Bild haben.
Eine weitere Möglichkeit wäre die Sternspuren kreativ zu nutzen und sie besonders lang werden zu lassen. Der Begriff dafür wäre “star trails”. Das aber nur am Rande.
Weitwinkel in der Portraitfotografie
Ich bin beim besten Willen kein Portrait- oder auch nur ein Menschenfotograf. Tiere schon eher. Da gibt es zumindest ein paar Parallelen. Für ein klassisches Portrait ist ein Weitwinkel erstmal nicht geeignet. Die Gesichtszüge werden dabei einfach zu sehr verformt. Wenn du diesen Effekt natürlich bewusst nutzen willst, ist das was anderes. Diese Warnung bezieht sich auch vor allem auf die stärkeren Weitwinkel.
Mit einem leichten Weitwinkel, wie einem 35mm Objektiv (am Vollformat), kann man durchaus was anfangen. Bei Hunden, Katzen oder anderen (Haus-) Tieren können auch stärkere Weitwinkel sehr witzige Bilder fabrizieren. Ich finde es lohnt sich das auszuprobieren.
Meine Empfehlungen für Weitwinkelobjektive
Da ich nunmal mit Canon-Kameras fotografiere, kann ich zu Objektiven anderer Hersteller recht wenig sagen. Linsen von Sigma oder Tamron gibt es aber auch für Kameras anderer Hersteller. Ich schreibe im folgenden Teil mit Absicht keine Preise dazu, denn die ändern sich ja doch immer wieder. Einen aktuellen Preis findest du aber zum Beispiel bei Amazon, wohin ich auch verlinkt habe.
Auch wenn ich eine ganze Menge an Linsen nennen werde, ist es ganz sicher keine vollständige Liste. Typische Kit-Objektive lasse ich aus. Genauso Optiken, die ich aus dem ein oder anderen Grund für ungeeignet halte.
Es wird auch immer wieder auf dich ankommen. Wie fotografierst du? Was fotografierst du? Ein guter Tipp: Schau deine Bilder mal durch und guck in die Metadaten. Welche Brennweite war eingestellt? War die Belichtungszeit knapp? Die ISO besonders hoch? So erkennst du schnell, was dein neues Objektiv mitbringen muss und welche eher nix für dich sind.
Gerade bei den Festbrennweiten wird es oft darauf ankommen, ob du eine hohe Lichtstärke brauchst oder nicht. Die Frage kann ich dir aber nicht beantworten. Schau dir deine bisherigen Bilder an, die du mit einer ähnlichen Brennweite gemacht hast. Hätte eine kürzere Belichtungszeit zu einem besseren Ergebnis geführt? Hättest du die ISO vielleicht etwas runterdrehen können?
Viele haben auch einen Bildstabilisator. Bedenke hier, dass der nur deine Bewegungen ausgleicht. Wenn sich im Bild was bewegt hilft das Ding dir nix.
Letzter Punkt zur Lichtstärke: Freistellung. Wenn du eine ordentliche Unschärfe in den Hintergrund haben willst, brauchst du die Lichtstärke vielleicht. Ich muss dazu sagen, bei meinen Weitwinkelmotiven brauche ich die Freistellung nicht. Am Vollformat, finde ich, kann man auch mit f/2,8 ganz gut freistellen. Bei einer Kamera mit Cropfaktor würde ich zu etwas Lichtstärkerem raten.
Weitwinkel und Ultraweitwinkel als Festbrennweite
Was Festbrennweiten angeht ist das Angebot in Sachen Weitwinkel einigermaßen überschaubar. Unterschiedlich lichtstarke Objektive mit der gleichen Brennweite findest du hier deutlich weniger.
Bei Ultraweitwinkeln wird’s noch etwas weniger. In dem Bereich musst du dich, bei Festbrennweiten, entweder mit 14mm (Sigma 14mm f/1,8 Art oder Canon EF 14mm f/2,8 L) oder 20mm (Canon EF 20mm f/2,8 (nur noch gebraucht zu bekommen) oder Sigma 20mm f/1,4 Art) anfreunden. Beide sind sehr lichtstark, wobei ich das bei einem Weitwinkel (so wie ich es nutze) vernachlässigen würde.
Eine 14mm Brennweite ist ziemlich krass (am Vollformat) und bringt schon einen eigenen Look mit. Ob’s dir gefällt musst du schauen. Ganz billig sind die beiden 14er auch nicht. Mein Favorit wäre das Sigma.
Bei den 20ern sieht’s etwas anders aus. Das Maximum an Qualität kriegst du hier ganz sicher vom Sigma. Allerdings kostet das Canon deutlich weniger, ist dafür aber schon ein älteres Modell und halt auch kein L-Objektiv (das ist sozusagen die Königsklasse bei Canon). Trotzdem liefert es immer noch die Bildqualität einer Festbrennweite. Wenn du die Lichtstärke nicht brauchst (für Astrofotografie wäre das 20mm von Sigma super) würde ich zum Canon tendieren.
Noch ein wichtiger Hinweis: Die beiden 14mm und das 20mm von Sigma haben alle eine fest verbaute Gegenlichtblende und kein Filtergewinde (wegen der stark gewölbten Frontlinse). Wenn du also mit Graufiltern oder einem Polfilter fotografieren willst, dann wird’s schwierig. Es ist nicht unmöglich, denn es existieren Systeme, die geklemmt werden, wie dieses hier für das 14mm von Sigma. Die brauchst du dann aber passend zum jeweiligen Objektiv. Ist also nicht ganz so komfortabel wie mit den gängigen Schraubfiltern oder Filterhaltersystemen.
Nachtrag: Vor Kurzem bin ich (wieder) auf die Irix Objektive gestoßen. Dahinter steht eine schweizer Firma, die zwei vollformattaugliche Festbrennweiten in je zwei Ausführungen im Angebot hat. Einmal 11mm f/4 in den Varianten Blackstone und Firefly. Außerdem 15mm f/2,4, ebenfalls als Blackstone und Firefly verfügbar.
Der Unterschied?
Optisch sind die Versionen gleich, lediglich das Drumherum ist anders. Die Blackstones sind robuster, aus einer Magnesiumlegierung gefertigt und abgedichtet. Die Fireflies sind auf Kunststoff, dafür leichter und günstiger.
Die Objektive haben keinen Autofokus. In vielen Bereichen, wo Weitwinkel zum Einsatz kommen, halte ich den aber auch nicht für notwendig. Die Blende wird aber elektronisch gesteuert. Spannend finde ich die Linsen wegen der vielen durchdachten Kleinigkeiten: Der Fokusring lässt sich sperren und rastet auf der Unendlich-Stellung ein. Die Markierungen leuchten (beim Blackstone) und es gibt eine kleine “Klappe” an der Gegenlichtblende zum Durchgreifen, wenn man einen Polfilter drauf hat. Beide verfügen über einen Filtereinschub auf der Rückseite. Das 15mm außerdem über ein Filtergewinde.
Im Bereich der “normalen” und leichten Weitwinkel gibt es schon etwas mehr Auswahl. Im Bereich 24mm hast du die Wahl zwischen zwei lichtstarken Optiken (Sigma 24mm f/1,4 Art und Canon EF 24mm f/1,4 L II) und dem zwei Blendenstufen dunkleren aber dafür mit Bildstabilisator ausgestatten Canon EF 24mm f/2,8 IS.
Bei 24mm hast du tatsächlich drei Objektive zur Auswahl, die noch nicht so lange auf dem Markt sind und daher allesamt nach neuestem Stand der Technik gebaut. Beim Canon findest du wahrscheinlich noch die Version 1, also aufpassen bei dem fehlt dann der Zusatz “II” (römische Zwei). Für mich wären die 1,4er von Canon aber sowieso nicht relevant. Die sind einfach zu teuer. Das Sigma kostet deutlich weniger und die Qualität der Art-Serie ist wirklich herausragend (sogar besser, abhängig davon wen du fragst ;-)).
Wenn du die Lichtstärke nicht brauchst, wird das 2,8er von Canon aber interessant. Mit dem Bildstabilisator kannst du einiges kompensieren und es ist nochmal günstiger als das Sigma.
Kurz vor’m großen Finale noch zwei Exoten, wenn man so will. Canon hat nämlich noch zwei 28mm Festbrennweiten im Sortiment. Eine lichtstarke in Form des Canon EF 28mm f/1,8 (auch nur noch gebraucht zu bekommen) und, noch recht neu, das EF 28mm f/2,8 IS. Auch hier kommt’s wieder drauf an, ob du die Lichtstärke brauchst.
Bei den Linsen bin ich mir auch nicht so ganz sicher was ich damit anfangen soll. Am ehesten würde ich sie noch an einer Kamera mit Crop-Faktor als Normalobjektiv (eine Optik, die dem Bildwinkel eines 50mm am Vollformat entspricht) nehmen. Die wären dann etwas weitwinkliger als ein Normalobjektiv. Allerdings würde ich, wenn ich für eine Crop-Kamera ein Normalobjektiv suche, zum Sigma 30mm f/1,4 Art greifen. Die Linse ist nämlich genau dafür gemacht (ist auch nicht für Vollformat geeignet) und liegt preislich mit den 28ern auf dem gleichen Niveau.
Die größte Auswahl gibt’s zum Schluss: Die 35er Brennweiten. 35mm Objektive sind ein echter Klassiker. Entsprechend groß ist da die Auswahl und die Entscheidung dürfte nicht einfach werden. Auch hier sind alle Modelle noch nicht so lange auf dem Markt (im Canon Sortiment findest du beispielsweise einige, die schon seit über 20 Jahren hergestelle werden) und jede hat ihre Vor- und Nachteile.
Canon schickt hier sowohl das teuerste als auch das günstigste Objektiv ins Rennen (EF 35mm f/1,4 L II und EF 35mm f/2,0 IS). Dazu gesellen sich das Sigma 35mm f/1,4 Art und das Tamron 35mm f/1,8 VC (VC = Bildstabilisator).
Als erstes rauswerfen würde ich auch hier das L-Objektiv von Canon. Das ist einfach überteuert wenn man seine Leistung mit dem Sigma oder dem Tamron vergleicht.
Das 2,0er von Canon ist demnach das günstigste Objektiv. Es hat einen Bildstabilisator und ist mit einer Blende von f/2,0 auch lichtstark, wenn auch eine Blende (um eine Blendenstufe auszugleichen, musst du die Belichtungszeit oder den ISO-Wert verdoppeln) dunkler als das f/1,4er. Wenn dein Budget besonders knapp ist, nimm das Canon aber schau dir das Tamron trotzdem mal an, denn die beiden liegen nicht soooo weit auseinander.
Die Königsklasse teilen sich hier quasi Sigma und Tamron. In meinem Testbericht zum Sigma 35mm Art bin ich auch schonmal auf die Unterschiede zwischen den beiden Linsen eingegangen, passend dazu gibt’s inzwischen auch einen Testbericht zum Tamron 35mm f/1,8.
Ich fasse es hier nochmal kurz zusammen: Beide Objektive haben eine fantastische Abbildungsleistung. Das Sigma ist teurer, dafür lichtstärker und bildet in den kritischen Randbereichen besser ab. Das Tamron ist günstiger, leichter, hat einen Bildstabilisator und performt bei Offenblende besser als das Sigma.
Das Sigma würde ich für Landschaftsfotos und so nehmen. Da wäre mir die bessere Qualität in den Ecken wichtig und abblenden würde ich da sowieso. Als Allround- oder Reportageobjektiv (was die 35er Brennweite klassischerweise ist) hat für mich das Tamron die Nase vorn. Inzwischen hatte ich beide schon und bin biem Tamron geblieben. Weil siehe oben 😉
Weitwinkel und Ultraweitwinkel als Zoomobjektive
Ganz ehrlich? Ich bevorzuge im Weitwinkelbereich Zoomobjektive. Die Lichtstärke brauche ich nicht und durch das Abblenden wird die Bildqualität nochmal merklich besser. So bin ich flexibler. Wobei es um die Qualität einer günstigen Festbrennweite zu bekommen ein teureres Zoom braucht. Das musst du am Ende für dich selbst entscheiden.
Schauen wir uns an was es so an Zooms gibt.
Wir starten wieder mit den Ultraweitwinkelobjektiven. Genauer gesagt mit denen, die für APS-C, also Kameras mit Cropfaktor, gedacht sind. Hier brauchst du schon eine richtig kurze Brennweite, denn selbst mit 14mm bist du am Crop schon an der oberen Grenzen des Ultraweitwinkelbereichs.
Canon hat hier zwei Objektive im Angebot, das EF-S 10-18mm f/4,5-5,6 IS und das EF-S 10-22mm f/3,5-4,5. Das 10-18mm ist ein preiswerter Einstieg in diesen Brennweitenbereich, wobei qualitativ das 10-22mm besser ist. Etwa in der gleichen Preisklasse gibt es als Alternative das Tamron 10-24 f/3,5-4,5 VC mit etwas größerem Zoom und bildstabilisiert.
Am unteren Ende einen Millimeter länger mit kleinerem Zoombereich, dafür lichtstärker, hat Tokina ein Zoomobjektiv, das 11-16mm f/2,8.
Auch wenn sich die Linsen in ihren Brennweiten nur um ein, höchstens zwei Millimeter unterscheiden. Im Weitwinkelbereich macht ein einziger Millimeter, anders als bei Teleobjektiven, sehr viel aus.
Das 10-18mm würde ich wirklich nur für ein schmales Budget nehmen. Die Übrigen sind in etwa gleich auf. Mein Favorit wäre hier das Tamron oder, wenn Lichtstärke gefragt ist, das Tokina.
Für Crop-Kameras auch interessant dürfte das Canon EF 11-24mm f/4 L sein. Als L-Objektiv nicht ganz billig, qualitativ aber top und übrigens auch für Vollformat geeignet. Das entsprechende Gegenstück von Sigma mit 12-24mm und f/4 ist für Crop schon wieder an der Grenze. Auch bei den beiden haben wir wieder eine stark gewölbte Frontlinse, die den Filtereinsatz etwas komplizierter macht (wie bei den 14mm Festbrennweiten).
Ich hatte weiter oben ja schon gesagt, dass die 14mm am Vollformat ziemlich krass sind. Bei 11 oder 12 wird’s natürlich noch etwas heftiger. Muss man wollen, zumal die beiden Zooms definitv keine Schnäppchen sind.
Neben diesen richtig starken Ultraweitwinkeln gibt es natürlich auch noch etwas gemäßigtere Linsen mit einem etwas größeren Zoombereich, der bis zur Normalbrennweite oder sogar bis zu einem leichten Teleobjektiv reicht.
Besonders spannend finde ich hier das 15-30mm f/2,8 VC von Tamron (inzwischen auch als Version 2 verfügbar) und das 18-35mm f/1,8 Art von Sigma (eine Entsprechung für Vollformat wäre wohl am ehesten noch das Sigma 24-35 f/2,0 Art). Auch wenn ich die Optiken hier zusammen nenne, sind sie nicht wirklich vergleichbar. Das Sigma ist ausschließlich für APS-C Kameras ausgelegt. Sonst wäre diese Lichtstärke wohl kaum möglich. Das Tamron funktioniert auch auf Vollformat, ist für APS-C aber nicht weniger interessant deswegen. Hier kommt es wieder mal sehr auf dich an.
In einem ähnlichen Brennweitenbereich bewegen sich übrigens auch die beiden 16-35mm von Canon, die es entweder als Blende 4 mit Bildstabilisator (das offenbar das eigentlich grundsolide EF 17-40 f/4 L ersetzt hat) oder als Lichtstarkes f/2,8 gibt.
Ich persönlich fände das 15-30mm von Tamron oder das 16-35mm f/4 von Canon spannend, wenn ich mein 17-40er mal ersetzen müsste/wollte.
Wenn du im Grunde eher ein besseres Kitobjektiv suchst, das zwar nicht ganz so viel Weitwinkel bietet, aber etwas vielseitiger einsetzbar ist, gibt es auch ein paar Kandidaten.
Für Crop-Kameras hätten wir einmal das EF-S 17-55mm f/2,8 IS von Canon. Das Teil bringt echt alles mit, was man von so einem Standardzoom erwarten würde. Wäre es nicht ausschließlich für APS-C gebaut, hätte es sicher ein “L” im Namen.
Wenn es etwas preiswerter sein soll, dann schau dir mal das Tamron 17-50mm f/2,8 VC an. Soweit ich weiß, ist das zwar nicht ganz so gut wie das Canon aber immer noch ein Top-Objektiv.
Die Standardzooms am Vollformat beginnen bei 24mm. Der Klassiker hier ist dann das 24-70mm. Du kannst dir sicher denken, dass es hier eine große Auswahl gibt.
Canon wirft hier wieder mal zwei Varianten in den Ring. Das EF 24-70mm f/2,8 L II und das EF 24-70mm f/4 L IS. Von Tamron gibt’s das 24-70mm f/2,8 VC G2 und von Sigma das 24-70mm f/2,8 OS Art. Die beiden Dritthersteller legen also nochmal eine Schippe drauf und verpassen der Linse zusätzlich zur Blende 2,8 noch einen Bildstabilisator.
Wer die Lichtstärke nicht braucht, fährt mit dem f/4er von Canon sicher am besten. Wer f/2,8 will hat die Qual der Wahl zwischen Tamron und Sigma. Das Canon ist deutlich teurer und würde von mir deshalb disqualifiziert.
Mein Tipp: Wenn du vom einen oder anderen Hersteller schon Linsen hast dann bleib dem treu. Das hat nix mit Sentimentalitäten zu tun. Beide Hersteller haben für ihre neueren Objektive ein Zubehörteil, mit dem du die Linsen an den Rechner anhängen kannst. Das Sigma USB Dock beziehungsweise die Tamron Tap-in Console.
Damit kannst du die Firmware im Objektiv aktualisieren (wenn sie zum Beispiel nicht mit neuen Kameramodellen funktionieren) oder weitere Einstellungen vornehmen (hängt vom jeweiligen Objektiv ab). Da macht es Sinn, wenn man da nicht zwei Teile kaufen muss, oder?
Zum Schluss will ich die 24-105mm Zooms wenigstens kurz erwähnen.
Wieso kurz?
Ich kann mit denen nicht so wirklich was anfangen. In Situationen wo ich mal 105mm eingestellt habe, hab ich sowieso mein EF 70-200mm f/4 L drauf. Aber falls es für dich interessant ist:
Vor ein paar Jahren war es einfach. Da gab es von Canon nur das 24-70mm f/2,8 und eben das 24-105 f/4 IS. Wem das 24-70 zu teuer war, der hat das 24-105 genommen. Inzwischen gibt es das 24-70mm aber eben auch als f/4 mit IS und das ist günstiger als das neue EF 24-105 f/4 IS II.
Aktuell ist es im Sigmasortiment übrigens genauso wie damals bei Canon. Die haben nämlich auch ein 24-105 f/4 OS Art.
Tilt-Shift Objektive
Zum Schluss noch was richtig Abgefahrenes. Tilt-Shift (TS) Objektive gibt’s mit unterschiedlichen Brennweiten (bis 135mm weiß ich sicher). Die Dinger heißen so, weil man sie eben tilten und shiften kann 😉
Was heißt das?
Shiften ist leicht zu verstehen, deshalb fangen wir damit an. Hier kann ich das Objektiv ein Stückchen zur Seite fahren lassen. Dadurch verschiebt sich der Bildkreis aus dem Sensor. Ich bekomme also einen etwas anderen Bildausschnitt ohne die Kamera zu bewegen.
Spannender ist allerdings Tilt. Hier wird das Objektiv um ein paar Grad gekippt. Es schaut also nicht mehr geradeaus, sondern leicht schräg nach oben oder unten. So korrigierst du stürzende Linien (die sind uns weiter oben schon begegnet) ohne Nachbearbeitung.
Auch den danach benannten Tilt-Shift-Effekt erzeugst du (logischerweise) mit so einem Objektiv. Beim Kippen wird auch die Schärfeebene gekippt. So kommt Unschärfe in die Weitwinkelaufnahme und alles wirkt miniaturisiert. Man sieht sich allerdings schnell satt daran.
Für uns hier interessante TS-Weitwinkel wären das TS-E 17mm f/4 L und das TS-E 24mm f/3,5 L (beide von Canon) oder das Samyang T/S 24mm. Sämtliche TS-Objektive sind übrigens rein manuell, haben also keinen Autofokus.
Meine Wahl wäre hier wohl das Samyang. Die beiden Canons sind deutlich teurer und um das zu rechtfertigen müsste ich sie schon sehr oft nutzen.
Viel Spaß mit deinem neuen Weitwinkel!
Ich hoffe dir haben meine Ausführungen ein bisschen weiterhelfen können. Auch wenn du jetzt vielleicht noch nicht genau weißt welches Objektiv es werden soll, kannst du zumindest rausfinden welche Eckdaten es mitbringen soll.
Wenn du noch irgendwelche Fragen zum Thema Weitwinkel/Ultraweitwinkel hast, dann schreib sie mir einfach als Kommentar hier drunter. Ich freu mich drauf!
Ich arbeite auch schon jahrelang mit Canon-Objektiven und Kameras. Dass das EF 24-105/4 so wenig Zuspruch erhielt, finde ich echt schade. Es ist ein Objektiv mit einer aussergewöhlich guten Schärfeleistung.
Ich kann ebenfalls bestätigen, dass die Fremdmarken oft besser sind als die Originalen – und meist auch günstiger.
Ich möchte den Sternenhimmel fotografieren mit einem Weitwinkel. Damit ich im Dunkeln scharf stellen kann ist es sinnvoll mit einer festen Brennweite zu arbeiten?
Unendlich Einstellung?
Zum Scharfstellen ist es egal ob Festbrennweite oder Zoom. Einfach auf unendlich fokussieren (Achtung, nicht “auf Anschlag” drehen, sondern auf die Markierung). Eine Festbrennweite würde ich trotzdem empfehlen, da die lichtstärker sind, was bei Sternenhimmel sehr hilfreich ist.