Wann werden meine Fotos so wie die Bilder in meinem Kopf?

Früher hab ich oft ein wenig neidisch den Profifotografen zugeschaut. Der Profi fährt vor und packt sein Equipment aus. Ein Blitz hier, ein Blitz dort, noch einer da hinten. Vorne eine Softbox, rechts ein Reflektor. Passt.

Kamera aufgestellt, Modell (egal ob Mensch, Produkt oder was Anderes) in die Szene, auslösen fertig. Ein paar Tage später liefert er genau die Bilder ab, die gewünscht waren.

Und bei mir?

Wenn ich etwas fotografiere, dann aus den verschiedensten Winkeln. Mit unterschiedlichen Brennweiten. Falls ich mal einen Blitz benutze, wird’s noch schlimmer. Der wird ungefähr tausend Mal neu positioniert und hoch- oder runtergeregelt bis es einigermaßen passt.

In der Bearbeitung danach werden ein Dutzend Varianten und Looks ausprobiert bis ich zufrieden bin.

Da stellt man sich schon manchmal die Frage: Bin ich eigentlich ein dermaßen schlechter Fotograf?

Die Antwort ist natürlich “Nein, bist du/bin ich nicht!”.

Warum also dieses Rumgekrebse bei jedem Foto (Zumindest bei denen, die wir nicht im Vorbeigehen machen)?

Der Profi ist der Profi, weil er das, was er für uns tut, schon hunderte oder tausende Male gemacht hat.

Den Profi brauchen wir nicht, weil wir etwas nicht können, sondern weil er es schneller erledigen kann. Was er in zwei Stunden schafft, dauert bei uns vielleicht den ganzen Tag, eine Woche oder ein Jahr.

Ja… Ich weiß… Das sagt sich jetzt so einfach. “Wenn du dich reinhängst kannst du alles schaffen.” Blablabla…

Ich will hier nicht den Motivationscoach geben. Das überlasse ich anderen. Aber natürlich hab ich mir das auch immer gesagt. Trotzdem blieb die Frage: Wann werden meine Bilder endlich mal genau so, wie ich sie mir vor dem Fotografieren vorgestellt habe?

Dieses Gefühl die Kamera auszupacken und genau zu wissen was zu tun ist, damit das Foto genau so wird. Das hat sich nicht eingestellt. Egal wie viel ich fotografiert habe.

Dann kam der Aha-Moment.

Im letzten Sommer hab ich für ein Video zum Thema Umgebungslicht und Blitzlicht kombinieren ein weiteres Foto für meine Serie “Photon” gemacht. Die hatte ich ursprünglich drei Jahre vorher fotografiert.

Ich erinnere mich noch gut dran. Wie viele Stunden ich im Wald verbracht habe. Wie oft ich die Blitze umstellen musste. Von wie vielen Locations ich ohne brauchbares Foto wieder abgezogen bin. Das war zwischendurch echt frustrierend. Aber am Ende hatte ich eine tolle Serie zusammen.

Drei Jahre später lief’s etwas anders: Ich hab mein Zeug gepackt und bin losgezogen in einen anderen, kleinen Wald in der Nähe. Hier hatte ich noch gar keine Bilder gemacht. Ich wusste ungefähr wo ich hin wollte. Dass die erste Location nix taugte, wurde mir schon beim Blick durch den Sucher klar. Also hab ich gar nicht erst ausgepackt.

Die zweite passte. Ich hab meine Lichter aufgebaut. Klar, ein paar Testfotos musste ich machen und auch ein paar kleine Korrekturen in der Positionierung. Aber alles in allem hat die Aktion vom Aufbau bis zum Foto etwa eine halbe Stunde gedauert. Und “nebenbei” hab ich auch noch das Tutorial dazu gefilmt.

So ein bisschen stolz war ich hinterher schon. Denn die Bearbeitung war ratzfatz erledigt und das Ergebnis gefiel mir auch.

Vielleicht merkst du schon worauf ich raus will. Es ist eine Sache der Übung.

Das trifft es aber noch nicht ganz. Oder besser: Das trifft es nicht vollständig.

Der Profi muss immer wieder das mehr oder weniger Gleiche fotografieren. Dafür ist er ja Hochzeitsfotograf/Produktfotograf/… .

Wir Hobbyfotografen probieren gerne und viel aus. Machen immer wieder was Neues. Klar, dass da nicht so viel Routine reinkommt.

Oder hast du schonmal ein Jahr lang jeden Tag das Gleiche fotografiert?

Nein? Ich auch nicht.

Natürlich kann es gut sein, dass man mal über einen längeren Zeitraum mit einem Projekt zu tun hat. Aber halt nicht so intensiv wie bei einem Profi.

Natürlich wurde ich auch während der Serie routinierter, aber es ist mir nicht wirklich aufgefallen.

Drei Jahre später war ich echt überrascht, wie ich das abspulen konnte. Aber ich wiederhole mich 😉

Manchmal, glaube ich, stehen wir uns auch selbst im Weg. Haben zu wenig Geduld, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt. Nicht immer. Aber manchmal.

Also, dran bleiben lohnt sich.

Vielleicht gehst du mal deine Fotos durch und suchst dir eins oder besser eine Serie raus, für die du nochmal ein weiteres Foto machst? Es lohnt sich bestimmt.

Und natürlich freue ich mich, wenn du hier von deinen Erfahrungen damit berichtest.

4 Gedanken zu “Wann werden meine Fotos so wie die Bilder in meinem Kopf?”

  1. Moin Moin aus Hamburg,
    also ich mache mir natürlich auch meistens ein paar Gedanken bevor ich losfahre, insbesondere wenn ich versuche, abends available light Fotos zu machen. Und wenn ich denn loslege, mache ich Fotos mit verschiedenen Einstellungen möglichst schon so, dass ich nicht noch lange nachbearbeiten muss, da ich dazu wenig Lust und zu wenig Ahnung habe. Und hinterher frage ich mich immer wieder, ob ich nicht doch wieder irgendwelche Einstellungen falsch gemacht oder vergessen habe. Hatte ich den Verwacklungsschutz aus? Warum hatte ich den Autofokus nicht ausgeschaltet usw. Ich glaube, das kann ich nie ganz ablegen, auch wenn es immer routinierter abläuft und ich inzwischen lange nicht mehr so viele nahezu gleiche Fotos mit minimalen Änderungen aufnehme. Aber das macht glaube ich den Reiz aus, immer wieder das Hobby neu zu entdecken. Und mit der Übung wird man dann auch besser. Und ich denke, dass man nicht vergessen sollte, dass es sich um ein Hobby handelt, was Spaß machen soll. Für perfekte Fotos gibt es eben die Profis.

    1. Hi Claus,

      so lange das Ergebnis passt, mache ich mir keine Gedanken über irgendwelche vergessenen Einstellung. Das ist, glaube ich, unnötig. Nur wenn ein Bild nix geworden ist, dann suche ich natürlich nach der Ursache. Denn du hast natürlich Recht: Unser Hobby soll Spaß machen und dazu gehören auch tolle Bilder zu machen.

      Ob die am Ende “perfekt” sind oder nicht? Keine Ahnung, ist sicher auch Geschmackssache. Aber es gibt ganz sicher einige Hobbyfotografen, die einem Profi in Nichts nachstehen.

  2. Hi Phillip,
    ich mache mir gar keine Gedanken zu meinen Bildern, es ergibt sich einfach, wenn ich unterwegs bin, es geht mir nur darum, das gerade Erlebte festzuhalten. Klar könnte ich in der Makrofotografie etwas planen, aber ich mag es halt unkompliziert und Druck frei ohne viel Schnickschnack.

    LG Uwe

    1. Hi Uwe,
      das ist natürlich auch eine Möglichkeit die Dinge anzugehen und wenn du damit zufrieden bist und Spaß dabei hast, umso besser. So eine unaufgeregte Herangehensweise finde ich toll.

      Viele Grüße

      Philipp

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