Lightroom & Lightroom Classic CC – meine Meinung zum Update
Diese Woche fand in San Francisco die Adobe MAX statt. Das ist die Hausmesse von Adobe und wie nicht anders zu erwarten gab es ein dickes Update für sämtliche Programme der Creative Cloud.
Besonders gespannt war ich persönlich auf das neue Lightroom Update. Immerhin gab es schon eine Weile davor Gerüchte (wenn auch unbestätigte), dass Adobe mit dem Update auf Version 7 vor allem die Performanceprobleme von Lightroom angehen würde. Zu diesem Thema gab es vor gar nicht so langer Zeit sogar eine eigene Umfrage für Nutzer. Ich persönlich hatte dieses Jahr gar nicht damit gerechnet, dass das hier schon einfließen würde.
So kann man sich täuschen. Gespannt war ich trotzdem, denn ich schiele eigentlich schon länger auf eine Standalone-Version von Lightroom, also eine ohne Abo.
Obwohl Adobe tatsächlich zwei unterschiedliche Lightrooms rausgebracht hat, wurde ich hier ziemlich enttäuscht. Aber der Reihe nach.
Inhaltsverzeichnis
Lightroom CC & Lightroom Classic CC – was ist der Unterschied?
Hier geht es nicht um eine Abo- und eine Kaufversion von Lightroom. Stattdessen läuft das, was wir bisher als Lightroom CC kannten, jetzt unter dem Namen Lightroom Classic CC. Zu den Neuerungen hier komme ich gleich.
Unter dem Begriff Lightroom CC gibt es jetzt ein völlig neues Programm, das von der Optik her der App gleicht, die es schon eine Weile als “Lightroom Mobile” gibt. Die Raw-Engine wird sicher noch die gleiche sein. Warum sollte man sich bei Adobe die Mühe machen eine zweite Engine zu entwickeln? Außerdem wäre die Kompatibilität zum alten Lightroom Katalog futsch.
Dafür wurde die Oberfläche kräftig aufgeräumt und bringt auch (noch) nicht alle Funktionen mit, die man vom alten Lightroom gewohnt ist (es fehlt zum Beispiel die Gradationskurve). Ich gehe außerdem davon aus, dass die Code-Basis deutlich aufgeräumter und performanter ist. Einfach weil das Programm von Grund auf neu entwickelt wurde.
Leider konnte ich es selbst nicht testen, denn das neue Lightroom funktioniert nur unter Windows 10 (auf dem MacOS v10.12 (Sierra), Mac OS X v10.11 (El Capitan)). Ein bisschen ärgerlich aber irgendwo noch nachvollziehbar.
Der größere Unterschied ist, dass das neue Lightroom eine Cloud-Anbindung hat und wohl auch braucht. Die Idee dahinter: Von überall auf die eigenen Bilder zugreifen, bearbeiten und verwalten zu können. Dafür müssen die Dateien dann natürlich in die Cloud geladen werden. Die ganzen Anpassungen liegen dann ebenfalls irgendwo auf dem Server.
Ob und wenn ja was zusätzlich lokal gespeichert wird, kann ich noch nicht sagen, werde das aber ergänzen, wenn ich mehr weiß. Für den vollen Funktionsumfang muss aber alles in der Cloud liegen.
Lightroom Classic CC – neue Funktionen und Features
Revolutionäre Neuerungen sucht man in der Classic Version vergeblich. Das Update auf die Versionsnummer 7 bringt vor allem eine bessere Performance und zwar in allen Bereichen. Die Bibliothek und das Entwickeln-Modul sollen deutlich schneller sein. Auch Anpassungen an den Reglern und das Arbeiten mit dem Pinsel sollen deutlich flüssiger sein.
Auf Herz und Nieren getestet habe ich das Ganze noch nicht, aber ein erstes Durchblättern und testweises Bearbeiten geht wirklich spürbar geschmeidiger. Ich muss zugeben, dass ich nie einer von denen war, die immer über die Performance geschimpft haben. Ich hab es halt hingenommen, dass es mal etwas langsamer ging. Aber zurück zur alten Performance will ich jetzt auch nicht mehr.
Ansonsten gab es noch eine nette Erweiterungen der Auswahlmöglichkeiten. Jetzt können Bereiche anhand der Farbe und der Luminanz ausgewählt werden, was ich für eine sehr sinnvolle Neuerung halte.
Eine Kaufversion in Form von Lightroom 7 gibt es nicht und wird es auch nicht geben.
Lightroom im Abo – diese Abovarianten gibt es
Da das neue Lightroom zwangsläufig etwas mehr Cloudspeicher benötigt, gibt es natürlich auch neue Abo-Varianten. Das gewohnte Fotografie-Paket mit Lightroom Classic und Photoshop gibt es jetzt mit dem neuen Lightroom zusätzlich und 20 Gigabyte Cloudspeicher (Preis am 21.10.17 11,89 €). Für eine ausgiebige Nutzung des neuen Lightroom natürlich zu wenig.
Dementsprechend gibt es das Foto-Abo jetzt auch mit 1 Terabyte Cloudspeicher für aktuell 23,79 €.
Wer kein Photoshop braucht und voll und ganz auf das neue Lightroom umsteigen will bekommt das Abo zum bisherigen Preis, allerdings nur mit 1 Terabyte Speicherplatz und Lightroom CC.
Meine Meinung zum Lightroom Update
Dieses Update bringt einige Änderungen mit, sodass mein Fazit hier etwas umfangreicher ausfallen wird.
Zunächst will ich mal ein paar Worte zum Thema Cloud verlieren: Generell gehöre ich nicht zu denen, die jeden Clouddienst sofort verteufeln und einen großen Bogen darum machen. Ich hab auch nix dagegen, wenn die Daten irgendwo in den USA liegen. Sollen sich doch NSA, CIA und wie sie heißen durch meine Fotos durchwühlen. Mir egal!
Ja… es geht da oft um’s Prinzip, das ist mir klar. Das muss am Ende jeder für sich entscheiden.
Die Idee hinter dem neuen Lightroom ist im Grunde auch gar nicht schlecht. Immer und überall die eigenen Fotos zur Hand. Dazu eine intelligente Verschlagwortung. Find ich super. Allerdings halte ich das nicht für praxistauglich. Fakt ist einfach, dass die Bandbreiten sowohl im eigenen Haus oder der Wohnung, als auch unterwegs immer noch stark zu wünschen übrig lassen.
Für den “Hausgebrauch” geht das ja vielleicht noch. Ein Profi, der täglich einige Gigabyte an Bilder fabriziert, muss hier wohl erstmal in eine Standleitung investieren. Und ich hab auch keine Lust, wenn ich zum Beispiel aus dem Urlaub komme, danach erstmal eine Woche lang Bilder hochzuladen. Klar könnte ich ein Notebook mitnehmen und jeden Abend hochladen. Das will ich aber nicht, denn ich kann meine Fotos von der SD Karte auch ohne Laptop sichern.
Klar muss man auch mal innovativ denken. Aber ich als Endnutzer hab am Ende nix davon, wenn es nicht funktioniert.
Abo vs. Kaufversion
Ich hab den Eindruck, dass die Begriffe “Abo” und “Cloud” oft synonym verwendet werden. Völlig verkehrt ist das auch nicht: So ein Clouddienst verursacht laufende Kosten für Server, Wartung, Backups und so weiter. Dass ich dafür regelmäßig was bezahlen muss ist logisch und völlig in Ordnung. Ich hab manchmal den Eindruck viele Leute denken da gar nicht drüber nach.
Was ich aber gar nicht mag ist der Zwang zum Abo. Denn sobald ich mein Abo kündige, kann ich meine ganzen Dateien auf den Müll werfen. Vor kurzem erst hab ich mir Affinity Photo als Alternative zu Photoshop zugelegt. Obwohl die mit “beispielloser PSD-Unterstützung” werben, sehen meine in Photoshop bearbeiteten Bilder einfach völlig anders aus.
Mir ist es egal, denn ich hab noch ein Photoshop CS5, aber man sollte sich das mal vor Augen führen. Mit dieser Abo-Geschichte bist du komplett abhängig. Bei InDesign (Layoutprogramm von Adobe) ist es noch schlimmer: Hier lassen sich die Dateien mit älteren Versionen gar nicht mehr öffnen.
Für (noch) Lightroomnutzer ist es glücklicherweise nicht ganz so schlimm. Nach dem Ende des Abos bleibt das Bibliotheksmodul aktiv und es können nach wie vor Bilder exportiert werden.
Ist das das Ende von Lightroom, wie wir es bisher kannten?
Sorry, klingt bisschen dramatisch 😉
Aber die Frage muss man sich schon stellen. Wird Adobe mittel- bis langfristig gesehen zwei Lightroom Programme pflegen?
Ich kann es mir nicht vorstellen. Es wird sicher nicht von jetzt auf gleich passieren. Aber der Weg geht ganz eindeutig in Richtung Cloud.
Das sieht man einerseits daran, dass es keine Kaufversion in Form eines Lightroom 7 geben wird. Andererseits hätte man dem neuen Lightroom auch einfach einen eigenen Namen verpassen können. Stattdessen läuft das eigentlich neue Programm jetzt unter der allseits bekannten Bezeichnung weiter. Lightroom Classic ist auf der Adobe Webseite nur über Untermenüs zu finden.
Alles keine guten Zeichen für eine dauerhafte Fortführung.
Meine Konsequenzen aus dem Lightroom Update
Auch wenn ich mich bemüht habe den Text neutral zu halten, hast du wahrscheinlich gemerkt, dass ich mit der Entwicklung bei Adobe insgesamt nicht sonderlich zufrieden bin. Eine Alternative zu Photoshop habe ich schon im Einsatz.
Ich hatte auf ein Lightroom 7 gehofft, aber keines bekommen. Mein CC Abo ist bereits gekündigt und läuft Ende des Jahres aus. Mit Capture One hatte ich mich vor einer Weile schonmal befasst und warte jetzt noch auf die Ankündigung der Version 11. Dann werde ich sicherlich zuschlagen und die Adobe Produkte komplett aus meinem Workflow verbannen.
Das liegt nicht daran, dass Adobe hier ein neues Lightroom an den Start bringt und das alte (möglicherweise) irgendwann in die Tonne kloppt. Sondern hat damit zu tun, dass ich keine Lust auf diese Abhängigkeit habe, in die Adobe uns hier treiben will.
Nutzt du schon eine Lightroom Alternative? Wenn ja, welche? Schreib’s mir in die Kommentare.
Mit Capture One wirst du in Zukunft das gleiche Problem bekommen. Die werden natürlich erstmal Adobe Kunden abgreifen, aber in 1-2 Jahren wird es dort auch so sein das es keine Kaufversion mehr gibt.
Hallo Heinz,
das würde mich wahrscheinlich nicht mal stören, denn meine Kaufversion wird dadurch ja nicht ungültig. Ich kann weiter auf meine Daten zugreifen. Einzig eine neue Kamera wäre dann ein Problem, aber kein unlösbares. Müsste ich dann halt irgendwann wieder wechseln.
Aber warten wir mal ab wie sich das entwickelt. Hast du noch andere Alternativen?
Danke für die ausführlichen Infos.
Ich persönlich hab derzeit folgendes Problem;
ich nutze zu hause ein iMac 27″ i7 und in meinem Büro einen älteren iMac 27″ DualCore. Auf dem neueren iMac wurde bei einem Update die Version CC Classic installiert. Auf meinem älteren leider nicht – die hardware gibt es wohl nicht her.
Nun kann ich die Kataloge welche ich an meinem neuen iMac (zu Hause) bearbeite nicht mehr an meinem älteren iMac (Büro) nutzen.
Gibt es hierfür vielleicht eine Lösung?
Hallo Bülent,
ich habe selbst keinen Mac, kann es also nicht testen. Aber wenn ich unter Windows die Creative Cloud Anwendung öffne (da wo man die Aktualisierungen etc macht) kann ich neben Lightroom auf dem “Öffnen-Button” auf den kleinen Pfeil klicken und über “andere Versionen” die vorherige Version installieren. Dann hast du auf allen Rechnern zumindest mal die gleiche Version. Ob du den Katalog aus der neuen Version noch zurückkonvertieren kannst, weiß ich nicht. Vielleicht musst du hier ein Backup nehmen.
Hoffe das hilft dir etwas weiter.