Soll ich auf Vollformat umsteigen?
Die Frage aller Fragen, soll ich auf Vollformat umsteigen? Ich werde jetzt nicht die “üblichen” Antworten geben, die du an jeder Ecke bekommst, keine Sorge.
Aber jetzt mal im Ernst, darüber hast du auch schon mal nachgedacht, oder? Vollformat oder eigentlich besser Kleinbildformat, da 36x24mm einem Bild auf Kleinbildfilm entspricht, ist sowas wie der heilige Gral. Mit Vollformat wird alles besser.
Nein, wird es nicht!
Oder doch?
Ja, Kleinbild-Sensoren haben Vorteile. Das Rauschverhalten ist generell besser und die Pixeldichte ist (oft) geringer. Also weniger Pixel (und dadurch auch größere) pro Quadratmillimeter. Das ist gut, weil es die Anforderungen an die verwendeten Objektive etwas reduziert.
Das ist aber gar nicht so sehr der Punkt.
Inhaltsverzeichnis
Deshalb sollst du nicht auf Vollformat umsteigen
Wenn du glaubst, dass deine Bilder dadurch besser werden. Brauchen tust du Vollformat nämlich nicht. Es gibt nichts, was du nicht auch mit einer APS-C Kamera fotografieren könntest. Das ist einfach so. Ich habe noch kein Foto gemacht, wo ich hinterher dachte: Mensch, gut, dass ich mir die 6D gekauft habe, mit meiner alten wäre das nichts geworden.
Ist mir noch nie passiert. Wird mir wohl auch nie passieren.
Wenn du mich etwas kennst oder schon den ein oder anderen Testbericht hier gelesen hast, weißt du, dass ich Kaufentscheidungen für gewöhnlich ordentlich durchdenke. Ich mache mir viele Gedanken. Ich überlege was genau ich brauche und auch ob ich das wirklich brauche.
Warum hab’ ich mir dann die 6D, eine Vollformatkamera, gekauft!?
Ich muss komplett bescheuert gewesen sein.
War ich nicht.
Wann du auf Kleinbildformat wechseln solltest
Wenn du Bock drauf hast. So einfach ist das.
Der Profifotograf muss wirtschaftlich denken. Aber wir als Hobbyfotografen, auch wenn wir so manchem “Profi” bestimmt in nichts nachstehen, können tun und lassen was wir wollen. Wir müssen von der Fotografie nicht leben. Als Hobbyfotograf müssen wir nur Spaß bei der Sache haben.
Und wenn du Spaß an einer Vollformatkamera hast, so what? Her mit dem Teil.
Mit Vollformat fotografieren ist anders
Da ist er wieder, der Mythos. Aber so mysteriös ist es eigentlich gar nicht. Natürlich ist es anders. Der Blick durch deine gewohnten Brennweiten ist plötzlich ganz anders. Es nimmt ein Stück weit den “Autopiloten” raus, du fotografierst wieder bewusster.
Du fällst sicher ein paar Mal auf die Nase, weil sich auch die Tiefenschärfe anders verhält. Du musst, um den gleichen Bildausschnitt wie mit der APS-C Kamera zu bekommen, näher ran. Dadurch wird der Schärfebereich geringer. Sollte man nicht unterschätzen.
Der “Look” deiner Bilder verändert sich auch etwas, weil du für das gleiche Bild jetzt andere Brennweiten brauchst.
Nehmen wir als Beispiel mal ein Portrait. An der APS-C Kamera nutzt du dafür wahrscheinlich eher 50mm oder, wenn etwas mehr vom Körper drauf soll sogar 35mm. Am Vollformat kannst du jetzt Brennweiten zwischen 50mm und 85mm nutzen. So bekommt das Foto einen ganz anderen Look.
So eine Neuanschaffung bringt aber auch eine zusätzliche Motivation mit. Ich weiß, dass es schwer sein kann sich aufzuraffen um Bilder machen zu gehen. Klar ist es cool und macht total Spaß, aber erst wenn du es geschafft hast anzufangen. Menschen sind einfach etwas träge, schätze ich.
Deshalb bin ich der Meinung: Hast du Bock auf Vollformat, dann leg los. Lass dir das von niemandem madig machen.
Vorteile und Nachteile von Vollformat
Natürlich gibt es bei Vollformat auch ganz objektiv betrachtet gewisse Vor- und auch Nachteile. Die will ich hier nicht verschweigen. Zum Teil hab ich sie auch schon erwähnt:
Vorteile von Kleinbildsensoren
- Der Sensor und damit die einzelnen Pixel sind größer (im Vergleich zu einem APS-C Chip mit gleicher Auflösung). Dadurch muss das verwendete Objektiv beim Vollformat deutlich weniger detailliert auflösen. Die Ansprüche an die Optik sind hier also tatsächlich geringer. Außerdem verbessert sich das Rauschverhalten und die Dynamik. Vorausgesetzt die Sensoren sind ansonsten auf dem gleichen technischen Stand.
- Mehr und bessere Weitwinkel: Schaut man sich die Weitwinkelbrennweiten an, bekommt man am Vollformat einen weiteren Bildwinkel und auch mehr Auswahl. Bei Canon ist das kürzeste Weitwinkel das EF-S 10-22mm oder das EF-S 10-18mm. Vergleichbar wäre das mit 16mm am Vollformat. Hier ist das Objektiv mit der kürzesten Brennweite das 11-24mm.
- Bessere Freistellung: Bei identischen Kameraeinstellungen und Bildausschnitt hast du am Vollformat einen kleineren Schärfebereich.
Nachteile von Vollformat
- Kameras mit Vollformat-Sensor kosten mehr Geld. Ist einfach so. Müssen wir mit leben.
- Beim Umstieg von APS-C kann es sein, dass einige deiner Objektive nicht mehr genutzt werden können. Du kannst natürlich beim Kaufen schon von Anfang an darauf achten nur vollformattaugliche Linsen zu nehmen. Außer beim Ultraweitwinkel wirst du da auch keine Probleme haben.
- Der geringere Schärfebereich. Moment… Das war doch ein Vorteil!? Ja. Und Nein. Es kommt halt drauf an. Bei Portrait und so weiter ist das toll. Bei Landschaftsaufnahmen oder bei Makros eher nicht.
Ich war auch am überlegen, meine alte Alpha 58 gefen eine Alpha 7IV oder noch neuer zu ersetzen. Würde bedeuten, entweder alle Objektive zu erneuern oder mit Adapter zu arbeiten. Adapter haben aber bekannte Nachteile. Obwohl ich auch gute Erfahrungen mit meinen alten manuellen Optiken aus DDR Zeiten mit m42 auf A Mount gemacht habe. Ist da eben wie bei meiner alten analogen Praktica 4B, welche ich 2021 in Rente geschickt und durch die Alpha 58 ersetzt habe. Ich stell auf Manuellen Modus und Dreh selbst am Focus und der Blende. Da ich vorwiegend Landschaft und Wildlife fotografiere, habe ich mir für einen längeren Ausflug dann von einem mir bekannten Profifotograf eine Alpha 7 ausgeliehen und die Kameras verglichen. Das Handling ist bei Sony kein Problem, Bedienelemente sind klar und fast gleich. Doch gerade bei Aufnahmen mit großem Zoom, um scheue Tiere nicht in ihrer natürlichen Umgebung zu stören, stoß ich mit der Vollformat an Grenzen. Näher ran bedeutet, daß die Fkuchtdistanz unterschritten werden kann. Ein größeres Zoom macht aber die Kamera Kopf lästiger und zwingt zum Stativ. So steht meine Entscheidung fest, ich bleib bei der Alpha 58, ich hab sie fast so lieb wie früher meine Praktika. Dafür werde ich meine Zweitkamera, die alte Easy share, welche für Schnappschüsse im Auto immer Griffbereit liegt, nun durch eine modernere Bridge Kamera ersetzen, mit mehr Megapixel, Zoom und WiFi. Bei der Alpha hab ich mittels WiFi Sd aufgerüstet, funktioniert jedoch bei der Kodak nicht. Da ich aber einen jungen Foto Enthusiasten in der Familie habe, der mit 9 Jahren das Hobby grad entdeckt und mit mir los zieht, wird sie als Anfänger Kamera sicher noch gute Dienste leisten. Ich hab das Hobby von meinem Vater geerbt, jetzt bekommt mein Enkel das von mir. Und ja, ich bringe ihm heute schon bei, wie man ohne Automatik fotografiert. Weil man das Ergebnis auf dem Display heute gleich sieht und seine Einstellungen anpassen kann. Als ich das Fotografieren lernte, oh Gott hab ich mich beim Entwickeln in der Dunkelkammer über jedes misslungenen Foto geärgert, denn es war unwiederbringlich versaut. Das hat die digitale Fotografie uns als Vorteil gebracht, Fehler der Einstellung schon beim Fotografieren zu sehen und korrigieren zu können.
Vollformat ist, das wurde ja deutlich gesagt, am Besten beim Portrait zuhause. Auch Stilleben lassen sich klasse damit zaubern. Ambiente Bilder sind ein weiteres Zuhause für den Vollformat Sensor. Makro-Fotografie macht erst so richtig Spaß, wenn man sich auf etwas spezialisiert hat. Z.B. Insekten in freier Natur. Da kommt ganz klar der APS-C Sensor zum Einsatz. Ich mache viele technische Detail-Fotos. Auch hier ist der APS-C klar im Vorteil. Wenn man sich auch für Musik interessiert und Künstler auf der Bühne fotografiert, ist Tiefenschärfe vonnöten. Ein Fall für den APS-C. Für die Cover-Bilder der Künstler wird dann wieder eine Vollformat-Camera herangezogen. Also wäre die bessere Frage: Brauche ich beides? Ja und nein. Aber eher ja.