Raw oder JPG fotografieren?

Vielleicht ist dir aufgefallen, dass auf einem Foto  bei starken Helligkeitsunterschieden manche Teile im Bild vollkommen schwarz oder total weiß werden. Etwa wenn du einen Innenraum fotografierst und da ein Fenster drauf ist. Für gewöhnlich sieht man entweder was draußen vor dem Fenster ist oder was sich drinnen im Zimmer befindet. Der Rest überstrahlt weiß oder säuft im Schwarz ab.

Hier ist der Dynamikumfang, das heißt die Helligkeitsunterschiede, der Szene zu groß für die Kamera.

Raw oder JPG fotografieren?
So wäre das Foto als JPG aus der Kamera gekommen. Die Bäume zu dunkel und die Wolken zu hell.

Ein JPG Bild wird als 8 Bit gespeichert. Das heißt es kann inklusive Schwarz und Weiß 2 hoch 8 Graustufen speichern. Das macht 256 Abstufungen.

Diese Beschränkung kommt vom Dateiformat des JPG. Tatsächlich kann der Sensor der Kamera, je nach Modell, rund 12 Bit aufnehmen. Das sind zwar “nur” 4 Bit mehr, rechnen wir aber einmal 2 hoch 12 landen wir schon bei 4096 Graustufen. Das sind 16 Mal so viele Abstufungen. Also ganz schön viel Potential.

Um da ranzukommen müssen wir unsere Bilder in einem Format speichern, das mehr als die 8 Bit des JPG aufnehmen kann. Dafür gibt es das Raw-Format.

Natürlich kannst du auch deine Kamera so einstellen, dass sie beim Fotografieren schon das JPG ein wenig anpasst. Letztendlich ist das aber ein Glücksspiel.

Vor- und Nachteile des Raw-Formats

Tatsächlich kann Raw noch ein wenig mehr, auch wenn der höhere Dynamikumfang der größte und wichtigste Vorteil ist. Denn damit lassen sich vermeintlich über- oder unterbelichtete Bilder oft noch korrigieren.

Außerdem lässt sich der Weißabgleich nachträglich noch verändern. Dazu kannst du Änderungen am Bild immer verlustfrei abspeichern, da du ja mit den “Rohdaten” arbeitest.

Da das Mehr an Graustufen irgendwo hin muss, sind Raw-Dateien merklich größer als JPGs. Du brauchst also möglicherweise eine größere Speicherkarte und auch mehr Platz auf der Festplatte.

Außerdem musst du die Raw-Dateien noch “entwickeln”. Das geht zur Not auch in der Kamera, komfortabel ist das aber nicht. Deshalb wirst du in der Regel noch ein zusätzliches Programm auf dem Computer brauchen, einen sogenannten “Raw-Konverter”.

Mit dem stellst du dann die Helligkeiten im Bild ein, dass möglichst nichts abreißt und speicherst das Ergebnis dann wieder als JPG ab. Allerdings ohne die Tonwertabrisse.

Bearbeitetes Raw-Foto als JPG ausgegeben
Dank Raw konnte ich hier noch einiges an Details rausholen. Dass auch das Raw-Format seine Grenzen hat, siehst du in den Wolken. Das war dann doch zu hell.

Aber JPG ist doch…

Ja, kann schon sein. Über die Frage Raw oder JPG lässt sich vorzüglich debattieren. Dazu hab’ ich aber keine Lust. Es gibt für mich keine vernünftigen Grund JPGs von der Kamera schreiben zu lassen. Ich nehme mir Zeit beim Fotografieren. Dann habe ich die bei der Nachbearbeitung auch.

Speicherplatz ist schon lange erschwinglich. Außerdem fallen bei mir keine riesigen Datenmengen mehr an. Vor einigen Jahren hab’ ich in drei Tagen am Meer über tausend Fotos gemacht. 2016 bin ich nach knapp zwei Wochen Kanadaurlaub mit rund 800 Bildern zurückgekommen. Dazu lösche ich recht konsequent Fotos, die nichts geworden sind.

Das ist ein Prozess. Es hängt davon ab wo du gerade stehst mit deiner Fotografie. Es ist aber erstrebenswert an diesen Punkt zu kommen, wo du bewusster Fotos machst und nicht einfach überall draufhälst.

Wenn du also Angst hast, dass deine Festplatte demnächst platzt. Umso besser. Das zwingt dich doch direkt dir beim Fotografieren und Aussortieren mehr Gedanken zu machen.

Also JPG aus, Raw-Format anschalten und los.

Jetzt bin ich gespannt wie deine Meinung und Erfahrungen mit Raw und JPG sind. Stimmst du mir zu oder willst du mir gerne sagen, was ich für einen Blödsinn hier geschrieben habe? Schreib’s mir unten als Kommentar. Ich bin gespannt.

4 Gedanken zu “Raw oder JPG fotografieren?”

  1. Hallo, ich habe in diesem Jahr seit langen wieder mal JPG`s fotografiert. Dies geschah beim Shooting eines grossen Tanzturniers. Wir waren mit 5 Fotografen am Start, ich alleine habe an 2 Tagen über 9000 Bilder gemacht. Um die Nachbereitung und die Datenmenge zu begrenzen haben wir hier auf RAW Dateien verzichtet. Ansonsten…. Keine Frage, immer RAW

  2. Hallo Philipp,

    danke für Deine regelmäßigen Tipps, Ratschläge, . . . .

    Es gibt in der Tat viele Meinungen zum Thema jpg oder raw. Manche Kamerahersteller treffen mit der jpg-Behandlung der Bilder in der Kamera den Geschmack der Besitzer so gut, dass diese keine Interesse mehr haben, daheim die Bilder mittels EDV nachzubearbeiten. Das ist vergleichbar mit Musik via MP3 oder CD, wobei da allerdings eher die MP3 den Bearbeitungsaufwand bedingen, wenn man sie erst aus einer CD erzeugen muss. Wer dann damit leben kann, oft noch mit einem minderwertigen Abspielgerät oder Lautsprecher/Kopfhörer, kann sich die Zeit sparen, um ins Konzert zu gehen, um unverfälschte Musik hören zu können.
    Ich nehme Deinen Hinweis zum Anlass, die jpg Erzeugung mal komplett abzuschalten und bin gespannt, ob ich dabei bleibe oder weiterhin beide Formate abspeichern lasse. Die raw’s belegen bisher nur Speicherplatz, ohne genutzt zu werden – es sind ja die jpg’s dabei.
    Beste Grüße und danke für Deine Nachrichten
    Reinhold

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